Leserbrief zum Artikel Religion: Vereint statt getrennt
vom 18.02.2020:
In besten Händen
Eine lesenswerte Themaseite. Über den ersten Militärbischof Hermann Kunst schreibt Horsta Krum, dass er am Ende seiner langen Laufbahn das »Großkreuz des Verdienstordens« der BRD erhielt. Was Prälat Kunst in seiner Frühzeit, vor seiner Zeit als EKD-Feldpropst, trieb, ist ebenfalls instruktiv. Der Hamburger Pastor Christian Arndt, bekannt wegen häufiger Kritik an der kirchlichen Staatsnähe, hat dazu im jW-Interview am 15. April 2017 (Beilage Seite 2) mitgeteilt, dass Kunst bei einer ersten Vereidigung in Herford 1935 den Rekruten eingeschärft habe: »Ihr seid bis an euer Lebensende keine Privatpersonen mehr, sondern eine dem Führer … verschworene Kampfgemeinschaft. Keine Überlegung, kein Reiferwerden entbindet euch von dem Eid. Das sage ich euch … als ein berufener Diener am Wort.« Als späterer Kriegspfarrer leistete Kunst, vier Jahre danach, ebendiesen Eid auf den Führer, an den er – nach eigenem Bekunden – bis ans Lebensende gebunden war. Sein Vorgesetzter Otto Dibelius lobte ihn später für seine nützliche Umtriebigkeit mit den Worten: »Er hatte seine Beziehungen zu allerlei Kreisen der Industrie (lies: zum Großkapital), die ihm willig half …« Und die Beziehungen der Kirche zum Bonner Regime lagen bei ihm in den »allerbesten Händen«.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.02.2020.