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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Zum 75. Jahrestag der Befreiung: Gedenken am T-34 vom 01.02.2020:

Bericht aus Kienitz

Unsere Grundorganisation (GO) der DKP Eberswalde/Umgebung war mit einer repräsentativen Abordnung beim Gedenken in Kienitz am 31. Januar 2020 zum 75. Jahrestag des ersten Brückenkopfes der Sowjetarmee über die Oder dabei. In Vorbereitung auf dieses historische Ereignis haben wir uns Ausschnitte aus dem Fünfteiler »Befreiung« angesehen, in der Phase, als Marschall Schukow die Angriffsoperation der Stoßarmee vorbereitete. Ein Mensch mit Seele! Im Wissen um die Schwere der Operation greift er in der Nacht davor zum Akkordeon, um sich selbst zur Ruhe zu zwingen und den faschistischen Barbaren (und verführten einbezogenen Kindersoldaten) mit kühlem Verstand auf den Seelower Höhen den Todesstoß zu versetzen. Wie jämmerlich hörten sich da Meldungen aus der »Göbbels-Schnauze« an, die ich als junger Mensch, kaum 12jährig, noch mit anhören musste, da ich im noch nicht befreiten Gebiet an der Elbe wohnte. »Heil, mein Führer! Die Russen wurden auf den Seelower Höhen zurückgeschlagen«, tönte es durch den Äther. Selbiger Führer saß zugleich hinter vier Meter dicken Betonmauern unter der Stadt Berlin und berauschte sich zu seinem Geburtstag, zwölf Tage vor seinem Abtritt aus der Geschichte des 1.000jährigen Reiches, das dann nur zwölf Jahre dauerte, an Filmstreifen über seinen Aufstieg während der ersten sechs Jahre des Nazireiches. Zur gleichen Zeit schufteten schon Tausende Menschen in den Rüstungsbetrieben für den Krieg und bereiteten sich für einen Vernichtungsfeldzug gegen die Völker Europas, insbesondere des Ostens, vor, als dessen Ergebnis jeder Deutsche bis heute vor Scham und Abscheu in den Boden versinken müsste. Und tun sie es? Mit einer rassistischen Hasspropaganda wird von verantwortungsloser Seite die unbedarfte Jugend auf einen neuen Feldzug nach Osten, gegen Russland aufgeputscht und das Verbrechen geschickt vertuscht. Ausgerechnet zum 75. Jahrestag der Befreiung Europas vom Faschismus sollen 37.000 Soldaten samt dazugehöriger schwerer Technik und Waffen durch Deutschland, durch die Mark Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen gen Osten bis in die russischen Grenzgebiete ziehen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Muss eine deutsche Regierung so was gutheißen und sich auch noch mit daran beteiligen? Es ist zuviel des Einsehens in vertragliche Pflichten gegenüber atlantischen Verbündeten, um nicht an dieser Stelle Einhalt zu gebieten, um des Friedens und der Menschen im oft gebeutelten Europa Willen. Sicherheit wird nicht durch Konfrontation, sondern nur durch gegenseitige Achtung und Zusammenarbeit erreicht! So lauteten die Sprüche zur Gedenkfeier am Panzerdenkmal in Kienitz. Nie wieder Krieg und unermessliches Leid auf unserem Boden. Wehret den Anfängen! »Defender 2020« muss gestoppt werden! 
Helmut Braunschweig
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.02.2020.