Leserbrief zum Artikel Gedenkstunde im Bundestag für Naziopfer
vom 30.01.2020:
Wer waren die Täter?
Wer waren aber die Mörder? Ich wohnte 1941–43 in Hamburg-Eidelstedt in der Reichsbahnstraße Nr. 30. Die Auschwitz-Bergen Belsen-Sandbostel- oder Fuhlsbüttel-Todesmaschinerien wurden von unzähligen Menschen »bedient«. Der SS-Mann, der SA-Mann oder einfach nur ein NSDAP-Mitglied wohnten vielleicht über mir, neben mir oder unter mir in dem Sagawohnblock Nr. 30, frühstückten morgens mit ihrer Familie, Frau, Kindern und gingen dann zur »Arbeit«, zum Töten! Was haben solche Menschen gefühlt, gedacht, empfunden beim Erschießen, Erschlagen, beim Vergasen der unzähligen Menschen, der Juden, Sinti und Roma, der Christen, SPDler, Kommunisten, der Homosexuellen, der behinderten Menschen und vieler anderer mehr? Es ist unbegreiflich! Wir brauchen keine »Gauck-Behörde«. Wir brauchen eine »Adolf-Behörde«, die lückenlos und vollständig alle Unterlagen, Akten und Dokumentierungen all dieser Millionen Toten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufarbeitet und minutiös recherchiert, darlegt. Die Frage ist nicht, ob diese Verbrecher, Mörder noch leben, sondern es kommt darauf an, dass diese grausamen Taten endlich allumfassend namentlich öffentlich gemacht werden. Dass so etwas möglich ist, zeigt doch die »andere« Behörde! Mit welchem Fleiß, mit welcher Akribie bei der »Gauck« gearbeitet wird und mit welchem Unfleiß, außer einigen Ausnahmen, eine »Adolf-Behörde« bisher versagt hat … So würden wir die AfD und andere Vogelschisser und Holocaustverneiner endlich zum Schweigen bringen!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 30.01.2020.