Leserbrief zum Artikel Kommentar: Schuften im McJob
vom 22.01.2020:
Gegen die Entwürdigung
US-amerikanische Verhältnisse auf dem Arbeits- oder besser Menschenmarkt wurden von Sozialkritikern und Kapitalismuskennern schon vor Kanzler Schröders »Reformen« befürchtet. Dafür wird er bis heute bejubelt, gefeiert und gelobt vom Kapital bis zu allen Klassenvergessenen unter Millionen Ausgebeuteten, ein Mann der SPD. Über politische und mediale Lakaien und Schreiber hinaus reicht heute das »Verständnis« für die Entmenschlichung der Arbeit und der Arbeits- und Lohnverhältnisse bis in weite Kreise des linken Spektrums. Wem Ausbeutung, Lohn, Preis, Profitgesetz, Konkurrenz und alle Spielregeln des Kapitalismus in solidarischem Mit- und Füreinander mit dem Kapital aufgegangen sind, dem erscheinen dieser Arbeitsmenschenmarkt und die Disziplinierung der Lohnabhängigen sogar notwendig und unvermeidlich. In der Linken sind es nicht mehr allzu viele, die sich noch dagegenstemmen und dagegen argumentieren, was einmal zum Grundverständnis des Kapitalismus bis in die Gewerkschaften gehörte. Es scheint mitunter, dass Widerstand wächst und zugleich Ohnmacht, Resignation, Sichhineinfügen sehr verbreitet sind. Wer führt und befreit heute die Millionen Betroffenen aus allen Formen der gesellschaftlicher Ächtung? Wer neben Sabine Zimmermann und einigen wenigen anderen aus der Linkspartei und im Bundestag erhebt gegen die Entwürdigung der Menschen die Stimme?
Vor diesem Hintergrund erklären sich Meldungen dieser Tage, die kommentarlos, vielleicht eher mit Genugtuung davon berichten, wie immer mehr Menschen mehrere Jobs und solche unter prekärsten Bedingungen auf sich nehmen. Es wird so getan, als wäre das nicht erklärbar, weil über Armut, Existenzbedrohung, Hungerlöhne nicht zuviel Wahrheiten erwünscht sind. Es dürfen in der Gesellschaft der Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nicht Zwang und Ausweglosigkeit offen benannt werden, die immer mehr Menschen nur die Freiheit bieten, ihre Haut auf dem Menschenmarkt unter dem Existenzminimum zu verkaufen, was Mc Job und Co. zur Blüte treibt.
Vor diesem Hintergrund erklären sich Meldungen dieser Tage, die kommentarlos, vielleicht eher mit Genugtuung davon berichten, wie immer mehr Menschen mehrere Jobs und solche unter prekärsten Bedingungen auf sich nehmen. Es wird so getan, als wäre das nicht erklärbar, weil über Armut, Existenzbedrohung, Hungerlöhne nicht zuviel Wahrheiten erwünscht sind. Es dürfen in der Gesellschaft der Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nicht Zwang und Ausweglosigkeit offen benannt werden, die immer mehr Menschen nur die Freiheit bieten, ihre Haut auf dem Menschenmarkt unter dem Existenzminimum zu verkaufen, was Mc Job und Co. zur Blüte treibt.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.01.2020.