Gegründet 1947 Sa. / So., 20. / 21. April 2024, Nr. 93
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel »Wir haben es satt!«: Klöckner will Handel vom 20.01.2020:

Steak im Goldmantel

Internationaler Handel bekämpfe Hunger, schone Ressourcen und trage zu Stabilität und Frieden bei, klöckelt Klöckner unwissend oder nur frech und frei daher. Wo in aller Welt hat sie das erkannt und diese Entwicklung vorgefunden? Frieden und Stabilität: Wo hat die globalisierte Handels- und Wirtschaftsdiktatur des Kapitals den ärmsten Regionen und Staaten das jemals geschaffen oder dabei je Hilfe geleistet? Die protestierenden Bauern in Berlin sehen in der Frage jedenfalls klarer als ihre Ministerin, die vorgibt, sie zu verstehen. Sie versteht die Großkonzerne der Agrarwirtschaft, deren Interessen sind Klöckners Maßstab. Dem Verstand des Kapitals und den vielbeschworenen Märkten, die sich selbst am besten regelten, bleibt verborgen, sie wollen nicht sehen, wie ihr vernichtender Markt-Profit-Wahn den Bauern und der Landwirtschaft in der sogenannten dritten Welt keine Chance lässt und sie mit billigsten Agrarerzeugnissen überflutet. Den Landwirten in den eigenen Staaten wird die Existenz in Gefahr gebracht durch diese zerstörerische Handelspolitik. Damit sind die verheerenden Zusammenhänge noch nicht annähernd erklärt. Wer auch nur eins und eins zusammenzählen kann, in Zusammenhängen zu denken vermag, dem erklären sich dann aller Raubbau an Natur und Umwelt, die Umweltzerstörung, der Hunger, die Flucht von Millionen Menschen aus ihrer Heimat, Kriege und Konflikte ohne Ende, Armut und Elend in der Welt. Die Ministerin appelliert an die Konsumenten, die auch als Hartz-IV-Empfänger sich gesund ernähren könnten. Sarrazin hatte es schließlich mal »wissenschaftlich« nachgewiesen. Nicht Profitgier sei das Problem, sondern der Geiz der weniger wohlhabenden Millionen, wenn wir es nur richtig verstehen. Mit den Billigsterzeugnissen soll dann wohl der Tafelmarkt bedient werden und noch Profite erbringen. Eine Fleischsteuer sei noch anzubieten, eine Steuer also, die den Ärmsten ein Stück Fleisch zum Luxus macht und einigen ohne Problem ihr Steak weiter im Goldmantel servieren lässt. Das sollen wir dann als höchste Gerechtigkeit und Solidarität begreifen. Für wie dumm werden wir gehalten?
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.01.2020.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Aus dem Lexikon der Utopien

    Die liberalisierte Wirtschaft lässt weder Schutzzölle noch Preisdiktate zu. Um die Einbußen der Landwirte durch Preisdumping der Discounter zu stoppen, müssten Schutzzölle und Festpreise eingeführt we...
    Henning Gans, Leipzig
  • Hohn von der Weinkönigin

    Ist es Inkompetenz, Ahnungslosigkeit, Unverschämtheit oder Frechheit, was uns Ministerin Klöckner angesichts der Bauernproteste erklärt? Wahrscheinlich alles von dem. Sollte sie einen Funken davon ver...
    Roland Winkler, Aue
  • Falsche Richtung

    Im Märzen, da spannt der Bauer längst keine Rösser mehr ein, viel weniger Vöglein zwitschern um die Wette, und die Bienen, die brummen noch, sind jedoch auch schon sehr »schwach auf der Brust«. Aber w...
    Klaus P. Jaworek, Büchenbach
  • Raus aus dem tödlichen Kreislauf

    Jede 100-Gramm-Portion Wurst und Käse aus staatlich subventionierter Massenquäl-Produktion, eingeschweißt in umwelt- und gesundheitsschädliche Blisterschale, wird deutlich billiger angeboten (und mass...
    Peter Richartz, Solingen
  • System ändern!

    Ein Verwandter wollte mich heute belehren, dass irgend welche Wissenschaftlern in einem Brief an die UNO geschrieben hätten, dass wir Menschen keinen Anteil am Klimawandel hätten. Offenbar soll der We...
    E. Rasmus