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Leserbrief zum Artikel Bremer Friedensforum ruft zu Protesten gegen NATO-Manöver auf vom 15.01.2020:

Gordischer Knoten

Als Alexander der Große den verbindenden Knoten zwischen Zugjoch und Deichsel am Wagen des Königs Gordios zerschlug, geriet dessen griechisches Reich ins Trudeln und Alexander eroberte ganz Kleinasien. Gegenwärtig scheint der Gordische Knoten in der deutschen Politik großen Risiken ausgesetzt. Nachdem die amerikanischen Verbündeten Kassem Soleimani. populärer Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, im Nachbarland Irak durch eine Drohnenangriff ermordet hatten und die Kriegsgefahr in der missbrauchten Region erneut akut wurde, schien deutsche Politik zu reagieren. Übrigens gilt die US Air Base Ramstein als Zentrum der »Planung, Überwachung und Auswertung von zugewiesenen Luftoperationen« der US-Streitkräfte. Wurde die Bundesrepublik damit zur Logistikstation der mordenden Drohne? Da der US-amerikanische Präsident den Mord an Soleimani mit einer offensichtlichen Lüge begründet hatte, schien es der Bundeskanzlerin angezeigt, die Lage im Nahen Osten mit dem russischen Präsidenten beim Treffen in Moskau zu erörtern, da die Russen in dieser Region offensichtlich mehr Realvermögen in der Politik zeigen als unser verbündeter Weltgendarm aus Übersee. Putins Unterstützung der Berliner Konferenz, die einen Schritt der Deeskalation ermöglichen soll, befördert Merkels löbliche Absicht. Andererseits plant man unter maßgeblicher Beteiligung der Bundesrepublik mit der Aktion »Defender 2020« die größte US-NATO-Kriegsübung, von Januar bis Mai diesen Jahres. Zehntausende NATO-Soldaten sollen an Russlands Grenzen gebracht werden, nur 160 Kilometer von St. Petersburg entfernt! 300 Panzergrenadiere aus Marienberg/Sachsen sind in Litauen dabei. Der Verband übernimmt gar die Leitung des multinationalen Gefechtsverbandes an der Nato Ostflanke. Ihr Marienberger Kommandeur begründet den Einsatz mit »einer potentiellen Bedrohung durch Russland«, fürchtet »Expansionsvorhaben Russlands«. Gut gelernt! Wer bedroht wen? Über 700 Militärstützpunkte unterhalten die USA rund um den Globus. 37.000 Soldaten bewegen sich auf unsere Kosten und zu Lasten unserer Umwelt in diesem Frühjahr in Richtung russische Grenze durch Deutschland. Diese Tatsachen sprechen für sich. In der griechischen Sage ging eine Weltreich verloren, als der verbindende Knoten zerschlagen war. Man möge diesen Vorgang in der Politik nicht vergessen.
Norbert Staffa, Großolbersdorf
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.01.2020.