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Leserbrief zum Artikel »Wir haben es satt!« in Berlin: »Es führt zu hemmungsloser Ausbeutung« vom 17.01.2020:

Bienen und Bauern retten

Seit Monaten blockiert Deutschlands Agrarlobby mit ihren Schleppern die Straßen. Auf den Feldern haben die Landwirte grüne Kreuze aufgestellt, die an das Bauernsterben erinnern sollen. Die Ängste der kleinen Landwirte vor einem politisch gewollten Bauernsterben sind mehr als berechtigt.
Die Landwirtschaftspolitik vor allem unter CDU und CSU hat dazu geführt, dass zwischen 1975 und 2014 von rund 900.000 landwirtschaftlichen Betrieben rund 600.000 wegrationalisiert wurden. Die kleineren Familienbetriebe sind verschwunden und mit ihnen auch die Artenvielfalt. Übrig bleiben langfristig nur riesige Agrarfabriken, die für den Weltmarkt produzieren, und das, obwohl die genannten Parteien über Jahrzehnte den bäuerlichen Familienbetrieb propagiert haben.
Die bundesweiten Kundgebungen sind der verzweifelte Wunsch nach Beibehaltung des Status quo, und das heißt Agrargifte, Glyphosat, Massentierhaltung, Insektenvergiftung, Vogelsterben, CO2-Belastung, Nitrat im Grundwasser und gleichzeitig auch Bauernsterben. Die Lobby der Bauernverbände in Brüssel und Berlin hat bisher einen Richtungswechsel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft verhindert.
Durch die Kampagnen der Agrolobby soll der Bevölkerung weisgemacht werden, dass Umweltauflagen die Ursache für das Bauernsterben sind. Die eigentlichen Ursachen werden verschwiegen.
Wie in Ihrer Zeitung vermerkt, stammen 40 Prozent der Zuwendungen für EU-Landwirte aus Steuermitteln. Wenn Dürren, Hagelschäden oder Überschwemmungen auftreten, was in Zeiten des Klimawandels immer häufiger der Fall ist, hält die Agrarlobby gerne die Hand auf, und die Solidargemeinschaft springt großzügig ein.
In der Bevölkerung herrscht die Meinung vor, dass eine Branche, die zu nahezu 50 Prozent aus Steuergeldern finanziert wird, auch die Verpflichtung habe, das Gemeinwohl zu schützen. Eine Agrarwende hin zu einer insektenverträglichen, grundwasserfreundlichen, naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen, bäuerlichen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft ist höchst überfällig
Dazu braucht es nicht nur ein Agrarpaket, sondern eine andere, neue Agrar- und Subventionspolitik. Und die Landwirtschaft braucht endlich auch gute Preise für gute, umweltschonend erzeugte Produkte. Ein Weitermachen wie bisher zerstört nicht nur die Artenvielfalt. Es bringt das politisch gewollte kurz- und mittelfristige Ende aller kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe.
Die Umwelt- und Verbraucherverbände oder die Verbände, welche dem Tierwohl verpflichtet sind, sind die potentiellen Verbündete der kleineren und mittleren bäuerliche Betriebe und solcher, die umweltverträglich wirtschaften. Sie haben eine europaweite Kampagne gestartet: Europäische Bürgerinitiative (EBI) »Save Bees and Farmers – Bienen und Bauern retten«.
Conrad Fink, Freiberg am Neckar
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.01.2020.
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