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Leserbrief zum Artikel Altersvorsorge: Lebensabend im Elend vom 13.01.2020:

Armut genauer definieren

Erfreulich, dass die junge Welt Armut thematisiert. Aber ich wünsche mir mehr Exaktheit. Das fängt mit dem verharmlosenden Begiff »armutsgefährdet« an – die Armen sind nicht »gefährdet«, sie sind arm. Sie leben z. T. seit Jahren unter dem realen Existenzminimum. Beziehen sich die Einkommenshöhen auf Brutto- oder Nettoeinnahmen? Meinen die Wiesbadener Statistiker als untere Grenze für Singles 13.628 Euro im Jahr brutto oder netto? Wohngeldämter z. B. gehen von Bruttorenten aus – das ist vorprogrammierter Betrug, und nicht der einzige. Was heißt ein Stundenlohn von 13 Euro, wie ihn Riexinger fordert? Bei Vollzeitbeschäftigung? Was ist Vollzeit? 13 Euro auf 40 Wochenstunden bezogen sind 520 Euro, das hört sich gut an, falls netto gemeint ist. Ist das real? Muss man nicht fragen, was ein Haushalt zum Leben braucht (nicht zum Überleben) und dann Mindesteinkommen festlegen? Meine Friseuse meinte: »Seit wir Mindestlöhne bekommen müssen, dürfen wir nicht mehr so viele Stunden arbeiten.« Riexinger hält eine Rente von 1.050 € für »armutsfest« – nein, sie verfestigt Armut! Bundestagsdiäten vernebeln den Blick, und von der »Linken« Solidarität mit den »sozial Schwachen« zu erwarten, ist eine Illusion, denn für sozial schwach halte ich diese Partei.
Statt Armut komplex zu behandeln, wird sie auseinanderdividiert in Alters-, Kinder-, Flüchtings- und sonstige Armut. Es gibt unzählige einzelne juristische Festlegungen, die Armut hervorrufen, von denen man aber nur erfährt, wenn es einen selbst betrifft. Die ganze unsoziale Politik dieses Staates gehört analysiert und aufgerollt als ein Schritt zur Abschaffung dieses Gesellschaftssystems. Das erreicht man nicht mit Reden im Parlament. Wie schaffen es eigentlich die Franzosen, mächtige Langzeitstreiks zu organisieren?
Und wie weckt man in einer abgehängten Region wie meiner mit vielen Rentnern, Arbeitslosen und politisch Desinteressierten Klasseninstinkt statt AfD-Zulauf? Ich resignierte auch aus Altersgründen und engagiere mich in der Großstadt.
Martina Dost
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