Leserbrief zum Artikel Kriegsverbechen und Weltrecht: Entgrenzte Strafverfolgung
vom 22.11.2019:
Unerträglich
Die junge Welt wird beliebiger. Immer öfter gibt es Artikel, die so auch in der FR, der Süddeutschen Zeitung, im ND oder im Freitag stehen könnten. Mainstream. Schon lange ärgere ich mich über den Völkerrechtsnihilismus, der in vielen Artikeln zu Nordsyrien und Rojava breiten Raum bekommt. Unmöglich finde ich allerdings, dass der Artikel »Entgrenzte Strafverfolgung« auf den Themenseiten abgedruckt wird. Deutsche Kriegsverbrecher, Oberst Klein und andere, bleiben unbestraft, aber die Bundesanwaltschaft verfolgt jetzt syrische Verbrecher. Wunderbar! Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Die auch von Deutschland durchgesetzten Sanktionen gegen Syrien haben mehr als 100.000 Menschen umgebracht. Besteht Aussicht darauf, dass mit Hilfe der »entgrenzten Strafverfolgung« dieses Verbrechen vielleicht vor einem kubanischen Gericht verfolgt wird und die Verbrecher bestraft werden? Wie verlogen ist denn ein Satz wie: »Was im kriegsgeplagten Syrien nicht möglich war, ließ sich auf bundesdeutschem Territorium leichter bewerkstelligen.« Kein Wort zu den Verursachern des syrischen Elends. Dass Bellingcat in diesem Artikel quasi als Bündnispartner für Aufklärung hingestellt wird, finde ich unerträglich. Kein Wort zum Hintergrund von Bellingcat. Der Betreiber dieser »Ermittlungswebsite« ist Eliot Higgins. Er ist Fellow der NATO-Denkfabrik Atlantic Council. Bellingcat arbeitet zusammen mit USAID, das in vielen Regionen der Welt Regime-Change-Politik der USA betreibt. Bekannt ist, dass Google die oft fragwürdigen Rechercheergebnisse von Bellingcat immer nach vorne schiebt, während weniger genehme Websites in ihrer Reichweite deutlich beschränkt werden.
Es gibt doch genug Zeitungen, die so was abdrucken, dafür habe ich die jW nicht abonniert.
Es gibt doch genug Zeitungen, die so was abdrucken, dafür habe ich die jW nicht abonniert.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.12.2019.