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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Wirtschaft als das Leben selbst: Rote Kapelle vom 12.11.2019:

Diffamierender Blödsinn

Am 12. November haben Sie im Feuilleton einen Wirtschaftsartikel von Helmut Höge über die »Rote Kapelle« veröffentlicht, der leider etliche vermeidbare Fehler enthält. Der Artikel befasst sich eigentlich nicht, wie die Überschrift vorgibt, mit der »Roten Kapelle«, sondern mit dem Anteil der auf dem Gut Liebenberg aufgewachsenen Widerstandskämpferin Libertas Schulze-Boysen am Kampf der »Roten Kapelle«. Entsprechend wird in der Kapelle auch nicht, wie behauptet, eine Ausstellung über die »Rote Kapelle«, sondern über »Libertas Schulze-Boysen und die Rote Kapelle« gezeigt. Wenn der Autor sie besucht hätte, hätte er auch gewusst, dass der Anteil von Libertas Schulze-Boysen weit mehr umfasst als die Beteiligung an einem Flugblatt und die Sammlung von Bildmaterial über die Verbrechen der Nazis in den besetzten Gebieten. Die Sammlung wird auf 1942 datiert, begann aber bereits im November 1941 (…). Nach ihrem Mann Harro Schulze-Boysen war Libertas die zweite Hauptangeklagte im Prozess gegen den Berliner Zweig der »Roten Kapelle«. Libertas hat eigenständige Erkundungen zu den Kriegsvorbereitungen der Nazis vorgenommen, so auf dem Schwarzen Meer und in der Kurischen Nehrung. Sie hat der Widerstandsgruppe zahlreiche Kämpfer zugeführt, darunter Günther Weisenborn, Vater und Tochter van Beek, sie hat den Kontakt zu Arvid und Mildred Harnack organisiert, wodurch erst die ständige Verbindung zur sowjetischen Aufklärung möglich wurde, und sie hat schließlich durch ein Gespräch mit Göring dafür gesorgt, dass Harro Schulze-Boysen eine Stellung erhielt, von wo aus er Zugang zu relevanten Informationen bekam. Da war sie allerdings 22 Jahre alt, frisch verheiratet und wurde wohl kaum auf den Schoß von Göring gesetzt. Dieser diffamierende Blödsinn hätte sich vermeiden lassen, wenn der Autor wenigstens diese Injurie mit dem im Artikel richtig genannten Geburtsdatum abgeglichen hätte. Außerdem hat er die Forschung mit der Behauptung überrascht, Göring sei in diesem Hause geohrfeigt worden. Dazu wird das Schloss ständig mit dem Seeschlösschen verwechselt. Die DKB hat nicht das abgelegene kleine Seeschlösschen, sondern das gesamte Gut erworben, was auch nie ein Gestüt war, sondern mal ein Staatsgut.
Schade, ich lese die junge Welt sehr gerne, aber dieser Stuss hat mich nun doch veranlasst, mich unter die Leserbriefschreiber zu begeben.
Sie können das aber auch richtigstellen, indem Sie das Angebot annehmen, mein Buch in die Verlosung für die erfolgreichen Löser der Kreuzworträtsel aufzunehmen: Wecker, Frank: Der Tod der Freiheit. Der letzte Tag im Leben von Libertas Schulze-Boysen. Borsdorf 2018. 346 Seiten, 19,90 Euro.
Frank Wecker, Leegebruch
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.11.2019.