Gegründet 1947 Mittwoch, 24. April 2024, Nr. 96
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Putsch gegen Evo Morales: El Alto steht auf vom 15.11.2019:

Lehren der Geschichte

Sicher war und ist die Situation in Lateinamerika infolge der Rückständigkeit und Weitläufigkeit komplizierter als in Europa, wo allerdings die subtile Monopolbourgeois-Propaganda ebenfalls leider zum Erfolg geführt hat. Aber dennoch kann ich Evo Morales nicht verstehen. Seit 2006 im Amt, hätte er doch die Lehren aus Allendes Chile zum Beispiel ziehen können. Wieso kann es eine nationale Presse geben, die in Opposition zur Regierung steht? Wo sind die Volksmilizen und die Nationale Volksarmee? Antiimperialistische Politik ist heute – mehr denn je! – nicht möglich ohne die Lehren der Geschichte, insbesondere die der Oktoberrevolution und Lenins Revolutionstheorie. Fidel Castro in Kuba war zu Beginn ja gar kein Sozialist, aber er wurde es, weil er, die Logik der Imperialisten studierend, sich nicht davon abhalten ließ, die Macht in jedem gesellschaftlichen Bereich, so auch dem medialen, zu übernehmen. Demokratie als des Volkes Herrschaft zu organisieren, verlangt die Diktatur der Arbeiter und bis dato landlosen Bauern, und zwar konsequent bis zur gnadenlos jakobinischen Gewalt! Wahlen sind immer ein probat ausgeklügeltes Prinzip der Bourgeoisie zur Verschleierung und Erhaltung ihrer von Ausbeutung geprägten Macht. Und so es, wie zunehmend in den letzten 100 Jahren zu beobachten, damit nicht klappt, weil die Geschichte der Vergesellschaftung von Produktionsmitteln sich auch im gesellschaftlichen Bewusstsein der Arbeitenden nicht aufhalten lässt, so müssen Neuwahlen (siehe Jugoslawien) herhalten bis zur Restauration beziehungsweise zur offenen Konterrevolution – kaschiert als friedliche Revolution oder in Farbe getünchte Putsche –, um das Rad der Geschichte aufzuhalten. Für die Spaltung der Massen kennen digitale Interventionen als Vorbereitung zum Bürgerkrieg oder gar auf eine verbrecherische militärische Intervention von außen, kein Tabu.
E. Rasmus