Leserbrief zum Artikel Altersarmut: Mehr für »ein paar Menschen«
vom 12.11.2019:
Zynisches Almosen
Da wird die Ausreichung eines Almosens als Kompensation für die beschämende Tatsache, dass die Berechnungsalgorithmen des anachronistischen Rentensystems es zulassen, nach 35 Beitragsjahren lediglich Ansprüche unterhalb des Existenzminimums zu erwerben, als sozialpolitischer Meilenstein gefeiert. Das ist durchaus zynisch und ein weiteres Anzeichen für die politisch wohl gewollte Spaltung der Gesellschaft mit der Folge der Konzentration von ökonomischer und damit politischer Macht in den Händen weniger Besitzender und der Prekarisierung eines wachsenden Anteils der Bevölkerung. Dass ostdeutsche Rentenempfänger infolge des Beitritts im Kolonialherrenstil am wenigstens profitieren, ist besonders bitter. Dringend nötig wäre die vollständige Reformation des Rentensystems bei Abschaffung aller kastenbezogenen Privilegien (Pension, Ständekassen) unter Einbeziehung aller Leistungsempfänger. Das ist aber von einer Regierung unter Leitung der mittlerweile im Wachkoma agierenden Kanzlerin nicht zu erwarten.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.11.2019.