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Leserbrief zum Artikel Literaturstreit: Immer noch Handke vom 29.10.2019:

Traurig

Dieser Artikel von Gerd Schumann ist ein Grund mehr, die junge Welt zu abonnieren. Es gibt kaum etwas, was man zu dem Text anmerken kann. Ich erlaube mir dabei nur einen Hinweis. Die Rede von Sasa Stanisic in Frankfurt verwundert mich doch nicht. Diese beweist nur, dass dieses Flüchtlingskind aus einem Bürgerkriegsland bei seiner Ankunft in das Schlaraffenland des Westens in erster Linie bemüht war, sich der Umgebung anzupassen, sich in die gängige Meinung zu integrieren, liebgewonnen zu werden. »Mit dem Strom zu schwimmen« ist immer am gescheitesten. Er hat offensichtlich keine Gelegenheit gehabt, in den Wirren der Geschehnisse seinen Charakter zu formieren, die Hintergründe zu suchen und zu erkennen, seine eigene Meinung zu bilden, so was wie einen eigenen, begründeten Standpunkt zu vertreten. Hierzulande, wo er offensichtlich in den prägenden Jahren seines Lebens zur Schule ging, kann man sich kritisches Denken nur selbst beibringen, wenn man dafür die Neigung und die Gelegenheit hat. Mit dem (dilettantischen) Angriff auf Peter Handke hat sich Sasa Stanisic bei seiner Umgebung und den Entscheidungsträgern bedankt. Das war sein Geschenk an die Jury für seinen Buchpreis. Zumindest war er überzeugt, damit das Richtige zum weiteren Einklang mit der Gesellschaft und Erfolg in seiner Karriere geleistet zu haben. Traurig, kann man nur dazu sagen.
Olivera Götz
Veröffentlicht in der jungen Welt am 04.11.2019.