Leserbrief zum Artikel Kommentar: Netanjahu abservieren
vom 19.09.2019:
Vision und Strategie fehlen
Es ging bei diesen Wahlen um die Person Netanjahu und Israel als Speerspitze der USA im Nahen Osten: ja oder nein. (…) Im Militär (und auch im Mossad) gibt es gute Analysten, die eine andere, offenere Vision haben. Israel bemüht sich seit Jahren, der SCO (Shanghai Conference Organisation) beizutreten. Man tätigt gute Geschäfte in China und in Indien. Sowohl Militärs als auch Nachrichtendienstler Israels arbeiten in der Regel nicht bis zur Pension auf ihren Posten, sondern wandern vorher ab. Man ist näher an den Geschäften dran. Ich löchere auch gern israelische Geschäftsleute, die mir über den Weg laufen, nach dem Nahostkonflikt. Kushner (...) weiß eben nicht viel über den Nahostkonflikt. Es gibt in Israel genug Leute, die es satt haben, sich von solchen Jungchen zurechtweisen zu lassen und Geschäftsmöglichkeiten liegen zu lassen. Israel hat sehr viele soziale Probleme, und, nach Haaretz zu urteilen, wartet eine lange Liste an ökonomischen Aufgaben auf die neue Regierung. Israel braucht mehr als einen Gaukler, der immer wieder einfache Feindbilder aufmalt! Das Land braucht eine Vision und Strategie als Nahostland und als asiatisches Land! Lieberman ist nicht unbedingt zum Kuscheln, und mit links hat er nichts am Hut. Aber in seiner Partei gibt es viele in der Sowjetunion oder in Russland geborene Russen. Und die möchten viel mehr mit ihrer Exheimat handeln. Sie sind auch nicht unbedingt Anhänger einer proamerikanischen Strategie. Sie sehen Israel in vielem anders als Netanjahu und Co. Und diese Leute werden mit anderen – auch linken – Kräften ihr Rad drehen!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.09.2019.