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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Soziale Frage: Arm und abgespeist vom 19.09.2019:

Man braucht sich

Soll man lachen oder weinen darüber, dass der Reparaturbetrieb »Tafel« nun nach finanzieller Unterstützung seitens des Staates ruft? Würde Herr Brühl mal etwas gründlicher nachdenken, z. B. darüber, dass Lebensmittel in unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem nicht produziert werden, um Menschen satt zu machen, sondern – wie alles andere auch – um Profite damit zu machen, würde er sich nicht mehr darüber wundern, dass hierzulande 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll landen, während immer mehr Menschen kaum Geld haben, das Lebensnotwendige zu kaufen. Und womöglich würde er anfangen, den Sinn seines Tuns zu bezweifeln. Aber hat man sich erst mal etabliert – und das haben die »Tafeln«, seitdem mit der »Agenda 2010« die Armut per Gesetz verordnet wurde –, dann scheint sich gründlicheres Nachdenken für viele zu verbieten. Sorgen u. a. unterstützende Konzerne doch mit der Verbesserung des eigenen Images zugleich auch für eine Bestätigung der Tafeln.
Ein bisschen Kritik an zu geringen Renten und Sozialhilfe und zu hohen Mieten, wachsender Altersarmut – ja! Aber mehr bitteschön nicht! Auch umgekehrt gilt: Kaum ein Politiker wagt es, die »Tafeln« zu kritisieren. Man braucht sich gegenseitig. Deshalb könnte es durchaus sein, dass Herrn Brühls Hilferuf Gehör findet! Schließlich sind beide Seiten auf den Systemerhalt bedacht! Wäre ja noch schöner, Containern zu entkriminalisieren oder den Armen gleich soviel zu geben, dass sie auf die »Tafeln« nicht mehr angewiesen wären – oder gar einen Systemwechsel einzuleiten, so dass statt des Profits die Bedürfnisse maßgebend werden.
Ursula Mathern, Merxheim
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.09.2019.