Gegründet 1947 Mittwoch, 24. April 2024, Nr. 96
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Landtagswahlen: Desaster ohne Folgen vom 03.09.2019:

Ökologisches Profil schärfen

Ganz desaströs sehe ich – Genosse in der PDS seit 1999 und in der Partei Die Linke seit ihrer Gründung – die beiden Wahlen nun auch nicht. Insofern als die die gesellschaftliche Linke im engeren und weiteren Sinn eine Art Anti-FDP sein muss, spricht es für uns wie (zumindest insofern!) für das Bildungssystem der DDR und des »Beitrittsgebiets«, dass die konstitutiv neoliberale und verräterische FDP bei beiden Wahlen unter der Hürde blieb und dass das im ganzen Osten der Fall ist. »Ein fauler Apfel steckt hundert gesunde an« (Vox populi): Die FDP steckte zuerst Kohls CDU/CSU an, dann Schröders SPD, schließlich Fischers Grüne, und sie »inspirierte« (obwohl »Spiritus« Geist bedeutet!) bei der »A«fD sogar deren Gründung. Dabei wüsste ich nicht, was entspannt AfD-FDP-freien Bundestag von 2013 bis 2017 gefehlt haben sollte.
Anders verhält es sich mit unserer existentiellen, der ökologischen Frage, die erst allmählich dank Fridays for Future in der ihr längst zukommenden Bedeutung gesehen wird. Ein Genosse in Brandenburg (noch immer mit Brennkohle-Missbrauch) sagte vor einiger Zeit, er diskutiere lieber dreimal über Soziales als einmal über Energie. Das war falsch und undialektisch. Spätestens wenn die bewohnbaren Nischen zuerst rar werden, bevor sie ganz verschwinden, hängt wohl die soziale Frage unmittelbar von der ökologischen ab. Auch ist unsere Überlebensfrage zweifelsfrei eine Systemfrage, in der wir uns als Linke schon deshalb besser auskennen sollten als Kräfte rechts von uns. Slogans von Fridays for Future sind u. a.: »System Change, not Climate Change« und »The Solution – Revolution«. Diskutieren wir die ökologische Frage von links! Und schärfen wir unser ökologisches Profil weiter – einschließlich Unüberhörbarkeit! (»We Are Unstoppable – Another World Is Possible!«)
Und könnte etwa in der SPD eine – de facto – neue Vorsitzende Nina Scheer, MdB und durch ihre Herkunft im positiven Sinn prädisponiert – die linke Ökodebatte an unserer Stelle führen, solange die Seeheimer quertreiben, die Vorstandsebene dominieren, auf Grundwerte pfeifen, und, solange kein SPD-Genosse sich traut, Parteiordnungsverfahren wegen grob parteischädigenden Verhaltens gegen alle Seeheimer einleiten?
Bernhard May, Solingen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.09.2019.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Törichte Abkehr

    Vor 15 Jahren lag die PDS schon mal am Boden. Sie war bis auf zwei tapfere Einzelkämpferinnen nicht mehr im Bundestag vertreten und wurde in den ostdeutschen Landtagen immer schwächer. Sie war auf dem...
    Jonas Christopher Höpken, Ratsherr Die Linke Oldenburg
  • Systemfrage stellen

    Es wäre schon befremdlich gewesen, wenn das Ergebnis der Wahlen in Brandenburg und Sachsen für bestimmte Medien keine Versuchung wäre, gegen die am Boden liegende Partei Die Linke noch nachzutreten. D...
    Eberhard Speckmann, Berlin-Steglitz/Zehlendorf
  • Klare Worte

    Für klare Worte braucht es oft den Mut, sich unbeliebt zu machen. Dies gelingt Sahra Wagenknecht unter Garantie mit ihrer überaus berechtigten Kritik an ihrer Partei – und damit indirekt auch an den a...
    Peter Richartz, Solingen
  • Schönrederei

    Der Wähler hat gewählt, und die »Weiter-so-Parteien« reden sich »ihr Wetter« weiterhin schön. Jetzt wollen alle miteinander gegen die AfD regieren, alle, die sich bisher nicht allzu »grün« waren! Was ...
    Klaus P. Jaworek, Büchenbach
  • Totengräber der Hoffnungen

    Katja Kipping, Bernd Riexinger und Co. sind mit ihrem neoliberalen Schmusekurs für Die Linke das, was die Schröders und Münteferings für die SPD waren. Sie sind die Totengräber der Hoffnungen von Mill...
    Claudio Coladangelo
  • Erinnerung ans Ende

    Es ist schon erstaunlich, dass in Deutschland an einem 1. September, dem Tag des Überfalls auf Polen, dem Beginn des mörderischen Zweiten Weltkriegs durch Deutschland, an dem auch noch öffentliche Ged...
    Georg Dovermann, Bonn
  • Folgen für Bundestagswahl

    Rutscht Die Linke mit diesen Ostergebnissen bei einer Bundestagswahl unter fünf Prozent? Es wird seit 30 Jahren auf die Altersstruktur hingewiesen. Es gelang nicht, genügend neues, junges Personal zu ...
    N. N.