Leserbrief zum Artikel Landtagswahlen: Desaster ohne Folgen
vom 03.09.2019:
Törichte Abkehr
Vor 15 Jahren lag die PDS schon mal am Boden. Sie war bis auf zwei tapfere Einzelkämpferinnen nicht mehr im Bundestag vertreten und wurde in den ostdeutschen Landtagen immer schwächer. Sie war auf dem Weg zur sterbenden Regionalpartei – anders als die CSU aber ohne gesamtdeutsche Präsenz.
Doch dann kam Oskar. Mit der von ihm betriebenen Fusion von PDS und WASG zur Linken etablierte diese sich gesamtdeutsch und feierte gerade im Osten vorher nie erreichte Erfolge. Indem es Lafontaine wie keinem vor ihm gelang, gerade auch das ostdeutsche Protestpotential zu bündeln, machte er die Linke im Osten zur stärksten Kraft. Mit Sahra Wagenknecht eröffnete sich das große Potential, diesen Erfolgskurs auf Dauer fortzusetzen. Sogar noch mehr als dem vom politischen Gegner gern gehassten Lafontaine gelang es ihr, weit über die eigene Wählerschaft hinaus schwindelerregende Zustimmungswerte zu erlangen.
Dann schafften die Funktionäre der Ost-Linken aber das, was sie schon in der SED erfolgreich geübt hatten, sich nämlich elitär von der eigenen Bevölkerung zu entfremden. Während Lafontaine mit seinem Konfrontationskurs gegen das Establishment auf ostdeutschen Marktplätzen bejubelt wurde, kritisierte und demontierte man ihn auf ostdeutschen Funktionärsversammlungen. Während Sahra Wagenknecht bei der Kanzlerfrage in breiten Bevölkerungsschichten am Monopol der neoliberalen Parteien kratzte, versuchten ostdeutsche Funktionäre sie auf Bundesparteitagen vorzuführen. In den ostdeutschen Landesverbänden setzte man statt auf die linken Erfolgsinstrumente zunehmend auf eine angepasste Politik, durch die man die eigene linke Wählerschaft vor den Kopf stieß.
Es war diese törichte Abkehr des ostdeutschen Parteiapparates vom Erfolgskurs Lafontaines und Wagenknechts, die die Linke im Osten einbrechen ließ und sehenden Auges in Kauf nahm, dass ein erheblicher Teil ihrer Wählerschaft zur AfD überlief. Mit dem tragischen Unterschied, dass das Protestpotential dort nicht mehr für emanzipatorische Politik genutzt, sondern für menschenfeindliche Politik instrumentalisiert wird. Daher wäre es ein Dienst an der Demokratie, wenn sich die Linke wieder auf ihr Programm und ihre Aufgabe als Stimme der breiten Bevölkerung besinnen würde. Zu spät dafür ist es noch nicht.
Doch dann kam Oskar. Mit der von ihm betriebenen Fusion von PDS und WASG zur Linken etablierte diese sich gesamtdeutsch und feierte gerade im Osten vorher nie erreichte Erfolge. Indem es Lafontaine wie keinem vor ihm gelang, gerade auch das ostdeutsche Protestpotential zu bündeln, machte er die Linke im Osten zur stärksten Kraft. Mit Sahra Wagenknecht eröffnete sich das große Potential, diesen Erfolgskurs auf Dauer fortzusetzen. Sogar noch mehr als dem vom politischen Gegner gern gehassten Lafontaine gelang es ihr, weit über die eigene Wählerschaft hinaus schwindelerregende Zustimmungswerte zu erlangen.
Dann schafften die Funktionäre der Ost-Linken aber das, was sie schon in der SED erfolgreich geübt hatten, sich nämlich elitär von der eigenen Bevölkerung zu entfremden. Während Lafontaine mit seinem Konfrontationskurs gegen das Establishment auf ostdeutschen Marktplätzen bejubelt wurde, kritisierte und demontierte man ihn auf ostdeutschen Funktionärsversammlungen. Während Sahra Wagenknecht bei der Kanzlerfrage in breiten Bevölkerungsschichten am Monopol der neoliberalen Parteien kratzte, versuchten ostdeutsche Funktionäre sie auf Bundesparteitagen vorzuführen. In den ostdeutschen Landesverbänden setzte man statt auf die linken Erfolgsinstrumente zunehmend auf eine angepasste Politik, durch die man die eigene linke Wählerschaft vor den Kopf stieß.
Es war diese törichte Abkehr des ostdeutschen Parteiapparates vom Erfolgskurs Lafontaines und Wagenknechts, die die Linke im Osten einbrechen ließ und sehenden Auges in Kauf nahm, dass ein erheblicher Teil ihrer Wählerschaft zur AfD überlief. Mit dem tragischen Unterschied, dass das Protestpotential dort nicht mehr für emanzipatorische Politik genutzt, sondern für menschenfeindliche Politik instrumentalisiert wird. Daher wäre es ein Dienst an der Demokratie, wenn sich die Linke wieder auf ihr Programm und ihre Aufgabe als Stimme der breiten Bevölkerung besinnen würde. Zu spät dafür ist es noch nicht.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 06.09.2019.