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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Porträt: Sarrazin des Tages: Joe Weingarten vom 13.08.2019:

Spannende Frage

»Auf zum letzten Gefecht …«, wird in den Reihen der SPD wohl noch heute gelegentlich inbrünstig gesungen. Vielleicht auch, als kürzlich das Jubiläum der SPD-Gründung gefeiert wurde. Einen selbst annähernd traditionellen Bezug zu den Gründern und späteren namhaften Führern können SPD-Politiker von heute kaum ernsthaft noch herstellen, was ihre Politik betrifft. Einen Bezug zu ihrer Gründerzeit in Hinsicht auf Massenverarmung, soziales Elend, absolute Ausbeutungsmethoden, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Entrechtung, Kriegstreiberei, Rüstung für neue und größere Kriege, Menschenrechtsverletzungen in großem Stile, Menschenhass und Hetze, der müsste für eine SPD heute lebendiger denn je sein, ihre Politik revolutionär machen; und was sind ihre Antworten?
Wer weiß, was sich Politiker der Partei denken, wenn sie vom letzten Gefecht singen? Wer braucht sie noch? Welche großen Geister und Köpfe vermag sie noch aus dem Hut zu zaubern, die in den Ring treten und etwas retten wollen, was nicht zu retten ist? Jedenfalls nicht als SPD, nicht als eine Partei der arbeitenden Menschen, der Lohnarbeiter und aller sozial Benachteiligten. Wo und wofür wird sie dann noch gebraucht? Reicht es hier und da noch zum Mitregieren und Schaffen von Mehrheiten? Ist sie vielleicht über kurz oder lang ganz überflüssig, bzw. hat sie genau das nicht mit ihrer Politik spätestens seit Schröder selbst in Gang gesetzt? Sind AfD und eine Reihe politischer Rechtsententwicklungen etwa nicht auch die wesentliche Folge der SPD-Politik seit 20 Jahren? Wenn die Ernüchterung und Enttäuschungen eintreten werden über unerfüllte Erwartungen von AfD-Politik und der damit sich arrangierenden Politik, dann wird die spannende Frage sein: Wer vermag die wirklichen, notwendigen, geforderten linken Antworten geben, die bei den Massen ankommen?
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.08.2019.