Leserbrief zum Artikel 30 Jahre »Wende«: Das vergessene Gespräch
vom 11.07.2019:
Verratene UdSSR
Vor ein paar Monaten wurde jemand zur Wiedervereinigung Deutschlands und der Rolle Gorbatschows interviewt in der jW. Der Interviewte hatte eine recht zuversichtliche und freundliche Meinung von Gorbatschow, die nicht so recht passen will zu seiner Selbsteinschätzung, wie sie in Nikolai Ryschokows »Mein Chef Gorbatschow. Die wahre Geschichte eines Untergangs« zitiert wird. Nach dem Untergang der Sowjetunion erklärte er, dass er sein ganzes Leben davon geträumt habe, den Kommunismus zu Grabe zu tragen (S. 39). Im 3. Kapitel »Außenpolitik« (S. 31–33) geht Ryschkow auf die Begegnungen Gorbatschows mit M. Thatcher ein, die ihn als einen Menschen bezeichnete, mit dem man arbeiten kann. Und später: »Wir haben Gorbatschow zum Generalsekretär gemacht.« Aus Alexander Jakowlews Buch »Untiefe des Gedächtnisses. Von Stolypin bis Putin« zitierte Ryschkow (S. 32), dass Gorbatschow vor Thatcher eine Generalstabskarte ausbreitete, auf der alle Geheimchiffren unterstrichen eingetragen waren sowie die Zielrichtungen der Raketenschläge gegen Großbritannien und auch die Stationierung, von denen aus diese Schläge geführt werden können. Thatcher war sprachlos.
1986 traf Gorbatschow Ronald Reagan in Reykjavik zu langen, geheimen Gesprächen (S. 33). Reagan wollte wissen, ob Gorbatschow bereit sei, Interessen der UdSSR aufzugeben und sich loyal gegenüber den USA zu verhalten. 1993 gab Gorbatschow bei einem Frankreich-Aufenthalt zu, dass er beim Treffen in Reykjavik »faktisch die UdSSR der Gnade der Vereinigten Staaten ausgeliefert« habe, dass »Reykjavik ein Drama war, ein großes Drama«. Dass dort ein Prozess in Gang gekommen sei, der eine Umkehr schon nicht mehr möglich machte.
Fazit: Michail Gorbatschow war sich dessen bewusst, dass er Hochverrat an der UdSSR begangen hat, und gab zu, dass er es wissentlich getan hatte.
1986 traf Gorbatschow Ronald Reagan in Reykjavik zu langen, geheimen Gesprächen (S. 33). Reagan wollte wissen, ob Gorbatschow bereit sei, Interessen der UdSSR aufzugeben und sich loyal gegenüber den USA zu verhalten. 1993 gab Gorbatschow bei einem Frankreich-Aufenthalt zu, dass er beim Treffen in Reykjavik »faktisch die UdSSR der Gnade der Vereinigten Staaten ausgeliefert« habe, dass »Reykjavik ein Drama war, ein großes Drama«. Dass dort ein Prozess in Gang gekommen sei, der eine Umkehr schon nicht mehr möglich machte.
Fazit: Michail Gorbatschow war sich dessen bewusst, dass er Hochverrat an der UdSSR begangen hat, und gab zu, dass er es wissentlich getan hatte.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 06.08.2019.