Leserbrief zum Artikel Kommentar: Totalitäre Verheerungen
vom 22.07.2019:
Billigste Schlammschlacht
Sachsens CDU sitzt im Glashaus – wirft aber trotzdem mit Steinen! – Er ist ein echter Politikprofi, der Generalsekretär der sächsischen CDU, Herr Alexander Dierks. Zweifelsohne ein Barde gegen alles was nach Sozialismus riecht oder roch. Da legte er auch im MDR-Hörfunk-Interview zum Thema noch einmal nach. Sicher wusste er nicht, dass eine CDU-Vorgängerpartei auch einmal nach einem »Sozialismus aus christlicher Verantwortung« strebte. Da gab es den »nationalen« Sozialismus nicht mehr und den »realen« noch nicht. Ungeachtet dessen, während seine heutige Partei mit scheuen Blicken die zu befürchtenden Resultate der AfD bei den bevorstehenden Landtagswahlen begleitet, verprellt ihr Generalsekretär die eigenen wie auch die erhofften und dringend benötigten Wechselwähler sowie ein Potential aus der ehemaligen Nichtwählerschaft. Die Attacke von Dierks auf Die Linke, nach dem CDU-Skandal-Account auf deren Facebook-Seite, ist ahistorisch und nur hart über der Grenze zur Dümmlichkeit. Kein seriöser Politiker schließt sich der gebrauchten Gleichstellung von »realem« und »nationalem« Sozialismus an. Dieser Versuch erwies sich in der Vergangenheit schon mehrfach als völlig untauglich. Was Dierks hier praktiziert, ist billigste Schlammschlacht und selbstmörderisches Steinewerfen im Glashaus. Bedauerlich ist freilich, dass Ministerpräsident Kretschmer in die gleiche Kerbe schlägt. Hatte er eben noch Realitätssinn in der Russland-Politik bewiesen, bläst er nun in eine Tröte, die ihm viele seiner Parteimitglieder und seiner Sympathisanten verübeln werden. Wie sagt ein altes deutsches Sprichwort: »Hochmut kommt vor dem Fall.«
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.07.2019.