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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel LPG-Vollversammlung: Kurs halten vom 01.07.2019:

Antikapitalistisch und klassenbewusst

Es zeigt sich immer wieder, wie gut, wichtig und erkenntnisreich allein die Existenz einer Tageszeitung wie junge Welt ist. Als Genossenschafter und Leser über viele Jahre habe ich unverändert eine Meinung zur jW. Neben junge Welt lese ich die DKP-Wochenzeitschrift Unsere Zeit und den Rotfuchs als Tribüne für Kommunisten, Sozialisten und andere Linke. Über die Jahre der Erfahrung mit der sich entwickelnden Medienwelt in diesem Lande ist mir u. a. jW die einzige Tageszeitung, die umfassend und aktuell über das politische Tagesgeschehen informiert und sachliche Kommentare enthält. Es stört mich ganz und gar nicht, wenn sie klar erkennbar parteilich ist, weil sie parteilich im Interesse der überwiegenden Bevölkerung des Landes ist. Daran ändert sich nichts, wenn die Mehrheiten ihre Interessen noch nicht erkennen. Mit jW ist es wie bei jeder anderen Zeitung und deren Lesern: Nicht jeder Beitrag muss Zustimmung finden, und auch Kritisches kann anzumerken oder diskussionswürdig sein. Was aber selbst der kritischste Leser oder Betrachter der jungen Welt nicht leugnen kann: Stimmungsmache, Hetze, Hass und Rassismus, die sich im Lande seit vielen Jahren breitmachen und Stichwortgeber haben, was einige Medien bevorzugt und primitivst bedienen, das kann der jW nicht vorgeworfen werden. Ein Kampfblatt in ihr zu sehen, sie der Beobachtung durch den Verfassungsschutz für würdig zu halten und als »extremistisch« einzuordnen, das kann kaum mehr jemanden verwundern, der inzwischen hinreichend erfahren durfte, wie es zwei ganz verschiedene Dinge sind, wie links und rechts behandelt werden und welche Beurteilung sie erfahren, wie sie gefördert oder verschwiegen, gehätschelt oder als gefährliche Bedrohung dargestellt werden. In Zeiten, da links und rechts zunehmend schwerer unterscheidbar werden, Linkes in Auflösung befindlich ist, mancher sich nur links gibt und Gesellschaftskritik nahezu aus Strategie und Programmatik gestrichen hat, versteht sich der massiver werdende Angriff auf alles und jeden Rest, der diesen Kapitalismus reif für die Überwindung hält, nicht nur kleine Verbesserungen erstrebt und zu erbetteln sucht, sich als Mitgestalter und -regierer anbiedert. Wie schnell der gepriesenen Meinungsfreiheit Grenzen gesetzt sind, wie sie gegen links besonders restriktiv und brutal eingeschränkt wird, da braucht es kaum eines weiteren Beweises.
Schwer verständlich ist es in dieser Situation, dass sich zwischen junge Welt, Freidenkerverband und Linken überflüssige Streitthemen aufbauen. Wem dienen diese persönlichen Anfeindungen? Wer hat welches Interesse daran? Was soll eine Kursänderung in der »nationalen Frage«, und warum wird das Thema nicht sachlich diskutiert? Haben wir die letzten Reste dialektischen Denkens verloren, wenn wir um Nationales und Internationales den Streit entfachen? Geben wir den Wert der Solidarität unter uns auch noch auf? Was soll denn der Kurs der jW sein, wenn nicht antikapitalistisch und klassenbewusst?
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.07.2019.
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    Warum wehrt ihr euch gegen den Begriff Kampfblatt? Natürlich seid ihr ein Kampfblatt – gegen Ausbeutung, Dummheit, Hass, Kapitalismus, Kriegstreiberei, Lügen … sowie – für Arbeitnehmerrechte, (Welt-...
    Herbert Schadewald, Berlin