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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Zeitgeschichte: Wenn der Walter mit dem Iwan vom 06.06.2019:

Langer Weg

Detlef Kannapins Rezension zu Andreas Petersens »Stalintrauma« ist unstrittig ein guter Beitrag zur Auseinandersetzung mit den üblichen antisowjetischen, antikommunistischen Propagandawerken. Unverständlich und kritikwürdig ist allerdings, dass er dabei die alten, eindeutig widerlegten Falschaussagen zur Rechtferttigung der Stalinschen Fehlleistungen im Zusammenhang mit dem faschistischen Überfall auf die Sowjetunion kolportiert. Es waren schließlich nicht »verschiedene Warnungen«, die die sowjetische Führung im Falle der faschistischen Kriegsvorbereitungen erhielt, sondern es waren Mitteilungen der – zumindest, was die der Gruppe Richard Sorges und die der Gruppe Sandor Rados anbetrifft – langjährig erprobtesten und erfolgreichsten Kundschaftergruppen der sowjetischen Auslandsaufklärung, die aufgrund der präzisen Kenntnis des Standes der faschistischen Angriffsplanungen den Tag des Angriffs genau angeben konnten. Die Aussage des Gen. Kannapin, dass das konkrete Angriffsdatum niemand kannte, ist daher eindeutig falsch, genauso wie das Gerede von Stalins strategischen Überlegungen zu einem faschistischen Überfall auf die Sowjetunion.
Seit der Veröffentlichung der »Erinnerungen und Gedanken« Georgi Schukows sind Aussagen dieser Art nur als verlogene Rechtfertigungspolemik zu bezeichnen. Wie Schukow in seinen Erinnerungen eindeutig darlegt, hat er nicht nur bereits bei seinem Antrittsbesuch als neuer Generalstabschef der Sowjetarmee vor der Parteiführung unmissverständlich auf die faschistischen Angriffsvorbereitungen hingewiesen und im Folgenden immer wieder die diesbezüglichen Informationen der militärischen Abwehr übermittelt und ab März massiv den Erlass des Dekretes über die Mobilisierung der Armee und die Herstellung der Verteidigungsbereitschaft gefordert, was bekanntlich nicht geschah. Dieses Dekret wurde tatsächlich erst erlassen, als die faschistischen Truppen bereits auf sowjetischem Boden standen. Unstrittig hätte die volle Verteidigungsbereitschaft der Sowjetarmee den blitzkriegsartigen Vormarsch der Wehrmacht verhindert und dem sowjetischen Volk erhebliche Opfer und Verluste erspart.
Allerdings gehört als Erklärung für die unglaubliche Ignoranz der sowjetischen Führung auch zum allgemeinen Wissen um den Ausbruch des faschistischen Überfalles, dass sie in Treu und Glauben an die Vertragstreue der Faschisten einen faschistischen Überfall nicht für möglich hielt. Denn wie Georgi Schukow unwiderlegbar und glaubhaft mitteilt, wurde ihm anlässlich seines die Angriffsvorbereitungen der Faschisten erläuternden Vortrags von Molotow eindeutig die Haltung der politischen Führung des Landes entlarvend entgegengehalten: »Sie meinen doch nicht etwa, dass wir mit den Deutschen Krieg führen müssen?« Es scheint, dass es noch ein weiter Weg ist, bis sich in unseren Reihen glaubhafte marxistisch-leninistische Positionen zu unserer Geschichte durchgesetzt haben.
Reiner Hofmann, Panketal
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.06.2019.
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