Leserbrief zum Artikel Ein Europa für alle: Wahlkampf gegen rechts
vom 20.05.2019:
Wärmeres Herz
Als Teilnehmerin der Gegendemonstration am Brandenburger Tor der »Aufstehengruppe Berlin-Mitte« bin ich doch erstaunt, dass André Scheer, den ich in seinen Berichten über Lateinamerika sehr schätze, in diesem Bericht darüber mit keiner Silbe erwähnte, dass wir überhaupt da waren. Dass ein Rechter mit einer lächerlichen Aktion versuchte, die Demonstranten zu provozieren, war anscheinend wichtiger als deutlich zu machen, dass wir »Aufsteher« in gelben Westen und mit gelben Schildern nicht nur Frieden mit Russland forderten und eine EU ohne Russland ohnehin kein Europa sein kann, sondern dass wir dagegen protestierten, dass die EU eben kein Friedensprojekt, sondern ein Aggressor, neoliberal, unsolidarisch und undemokratisch ist (die Punkte, die Die Linke aus ihrer EU-Werbung gestrichen hatte!). Ja, wir stellten auch Forderungen an die EU - Stopp der Rüstungsexporte und Auslandseinsätze, der Sanktionspolitik und brutalen Flüchtlingspolitik, der Spekulation, der unsolidarischen Wirtschaftsform; Besteuerung der Finanzoligarchie, keine Stationierung von Mittelstreckenraketen, sondern Abrüstung, ein Ende der mörderischen Kriegspolitik als größtem Umweltzerstörer und Klimaschädiger. Wir wiesen darauf hin, dass die EU unser Grundgesetz und unsere Sozialgesetzgebung zerstört und die EU-Bürger keine Grundrechte mehr haben, im Gegensatz zu den unerhörten Freiheiten, die sich die Konzerne vorbehalten haben, und forderten auch eine ökologische Landwirtschaft.
Wenn Sahra Wagenknecht - die Ideengeberin von »Aufstehen« -, die von ihrer eigenen Partei krankgemobbt wurde, nun auch wiederholt in der jungen Welt kritisiert wird, obwohl sie wahrscheinlich die einzige ist - ähnlich wie Oscar Lafontaine -, die in ihrer Partei ernstlich eine menschlichere Staatsführung anstrebt, so bedaure ich, dass ihr Herangehen mit dem Kalkül von Marx und Engels konfrontiert wird, die in die Zuspitzung der Verelendung die - vermutlich berechtigte - Hoffnung setzten, dann die Änderung der Verhältnisse erreichen zu können. Selbst wenn sie unrealistischer sein sollte, so hat sie doch das wärmere Herz.
Wenn Sahra Wagenknecht - die Ideengeberin von »Aufstehen« -, die von ihrer eigenen Partei krankgemobbt wurde, nun auch wiederholt in der jungen Welt kritisiert wird, obwohl sie wahrscheinlich die einzige ist - ähnlich wie Oscar Lafontaine -, die in ihrer Partei ernstlich eine menschlichere Staatsführung anstrebt, so bedaure ich, dass ihr Herangehen mit dem Kalkül von Marx und Engels konfrontiert wird, die in die Zuspitzung der Verelendung die - vermutlich berechtigte - Hoffnung setzten, dann die Änderung der Verhältnisse erreichen zu können. Selbst wenn sie unrealistischer sein sollte, so hat sie doch das wärmere Herz.