Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Großdemonstrationen am Sonntag vom 17.05.2019:

Spirale der Ungleichheit

Es ist normal und menschlich, sich an einen erreichten Lebensstandard zu gewöhnen. Schwierig wird es, wenn dieser Standard nicht mehr zu halten ist: Man wehrt sich mit Händen und Füßen gegen den Verlust des Status quo. Bereits vielen Bürgern ist es aus unterschiedlichen Gründen so ergangen. Wenn nun immer lauter die Forderung nach gerechter Verteilung der erarbeiteten Güter auf alle Mitglieder der Gesellschaft gestellt wird, rücken diejenigen in den Fokus, denen das gar nicht recht ist. Sie haben als Anleger über die Jahre riesige Vermögen angehäuft, die sich »von allein« vergrößern. Natürlich gibt es solche Zuwächse nicht umsonst: Viele, viele Menschen müssen dafür sehr produktiv arbeiten, ohne eine angemessene Entlohnung zu erhalten. Der daraus entstehende Gewinn wird vom Geldgeber abgeschöpft und lässt – da die Politik Reichtümer kaum besteuert – das Vermögen weiter anwachsen. Wenn die gewohnte Rendite nachlässt, muss die Produktivität der Arbeit vergrößert werden. Dies geschieht in der Regel durch Verschlechterungen für die Arbeitskräfte: »Verschlankung« steht für Entlassungen, Leichtlohn und Aufstockung aus Steuermitteln. Eine Spirale ohne Ende? Unmöglich.
Peter Richartz, Solingen