Leserbrief zum Artikel Wohnen: Profitable Mangelverwaltung
vom 08.05.2019:
Hände weg
Den Beitrag zur Geschäftspraxis der Vonovia kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, da wir 2017 für ein knappes Jahr Mieter der Vonovia wurden, die in diesem Zeitraum mehrere Wohnanlagen in Leipzig angekauft hatte. Seit dieser Zeit liegen wir im Streit mit der Bochumer Servicezentrale der Vonovia um die Abrechnung unserer Betriebskosten für die Jahre 2015, 2016 und 2017. Man hielt uns hin, ignorierte die unseren Widersprüchen zugrunde liegenden sachlichen Argumente und reagierte nicht einmal auf Schreiben des Mietervereins, drohte uns aber mit der Einschaltung von Rechtsanwälten, um unsere angeblichen Außenstände einzutreiben. Einen »Kundendienst« haben wir in diesem Zeitraum nicht (…) erlebt. Auf unsere schriftlichen Eingaben bekamen wir nichtssagende Standardbriefe zur Antwort (manchmal auch die gleichen Texte mehrmals hintereinander), Anrufe bei der Servicehotline landeten in einer endlosen Warteschleife. Nachdem wir so von der Vonovia mehr Streit und Kundenunfreundlichkeit als in der gesamten bisherigen 15jährigen Laufzeit unseres Mietvertrages hinnehmen mussten, entschlossen wir uns, dieses Vertragsverhältnis schnellstmöglich zu beenden. Als wir fast schon mit dem Kapitel Vonovia abgeschlossen hatten, waren wir überrascht, als man uns im März 2019 telefonisch und schriftlich (!) eine dreistellige Nachzahlung aus den immer noch offenen Betriebskostenabrechnungen 2015, 2016 und 2017 zusicherte. Leider hatten wir uns zu früh gefreut, denn eine nachvollziehbare Abrechnung gab es hierzu wieder nicht, und auf die längst fällige Überweisung warten wir noch heute. Wie die Vonovia mit dem Geld der Mieter Gewinne erwirtschaftet, ist uns damit grundsätzlich klargeworden. Wenn man uns nach diesem Vermieter fragt, raten wir jedem: wenn möglich – Hände weg!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.05.2019.