Leserbrief zum Artikel Bewegung für Abrüstung: Kein Bock auf Bomben
vom 23.04.2019:
Wie die Wolke den Regen
Ostern vor 89 Jahren wurde ich in der »Freien Schule« in Köln eingeschult, die aber im faschistischen Deutschland 1934 verboten und geschlossen wurde. Meine Eltern waren Kommunisten. In diesem Sinne wurden wir, meine drei Brüder und ich, erzogen. Ich erinnere mich daran, dass mein Vater (er war schon vier Jahre arbeitslos) sich ein »Detektorradio« oder ähnliches Gerät gebastelt hatte, sogar den Sender Moskau bekam und uns Kindern abwechselnd den Kopfhörer überstülpte und Freudentränen in den Augen hatte, die Stimme aus der Sowjetunion zu hören. Beim Kartoffelschälen saß ich vor ihm auf der Fußbank, da hat er mir die Internationale erklärt: »Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott kein Kaiser noch Tribun, uns aus dem Elend zu erlösen, das können wir nur selber tun.« Am 2. Januar 1933, einen Tag nach meinem 9. Geburtstag, haben die Faschisten meinen Vater auf der Heimfahrt nach einer KPD-Versammlung auf der Straße bei Andernach überfahren und sterbend liegengelassen! Am 8. Januar waren 4.000 Menschen zur Urnenbeisetzung dabei. Es folgten zwölf Jahre Faschismus mit sechs Kriegsjahren.
Es war alles, was ein kapitalistisches System in sich trägt. Ich hatte Glück, 35 Jahre mit meinen Kindern in der DDR in einem sozialistischen Land, wo die Friedenstaube zu Hause war, zu leben. In der jungen Welt schrieb jemand: Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen. Den Kapitalismus bezwingen heißt den Frieden gewinnen! Dafür immer lauter den Ruf: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!
Es war alles, was ein kapitalistisches System in sich trägt. Ich hatte Glück, 35 Jahre mit meinen Kindern in der DDR in einem sozialistischen Land, wo die Friedenstaube zu Hause war, zu leben. In der jungen Welt schrieb jemand: Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen. Den Kapitalismus bezwingen heißt den Frieden gewinnen! Dafür immer lauter den Ruf: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.04.2019.