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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Sozialpsychologie: Alle gegen einen vom 13.04.2019:

Wozu das alles?

Ja, da war doch mal was – Handfestes, Gutes, Wertvolles, Stabiles. Und das dort, wo nach Auffassung der Menschen hier im Ostland/Westland es doch eigentlich – nischt gab! Was aber besonders herabsetzend ist in dem Artikel und das Gute sofort wieder herunterzieht ist dann das: »Ulbricht soll z. B. das Programm ... als Bretter bezeichnet haben ...«
Der dumme Ulbricht, ha, ha, ha! Aber das wissen ja alle, die waren ja doof und alt und senil und haben dem Sozialismus der DDR nur geschadet, wo sie konnten! Danke für die Unterfütterung unseres Glaubens zu diesem Thema. Da weiß man gleich, dass Ihr es doch besser gemacht habt oder hättet, wenn man Euch nur rangelassen, oder?
Soll? Könnte? Wahrscheinlich? Aber hat er auch? Warum schreibt die jW so, tritt nach, wie in diesem Staat üblich? Gehört das bei Euch auch zum guten Ton, oder ist das schon verinnerlicht? Ihr wollt doch was gleich? Ach ja, diese Gesellschaft mit abschaffen helfen, indem Ihr den Lesern die Augen öffnet, ihnen Alternativen aufzeigt. Bloß für was, frage ich mich? DDR? Sozialismus? Igitt, nein, da gab es ja nischt. Da gab's nur die Stasi. (Übrigens: Vielleicht wäre es angebracht und zeugte von Überzeugung, wenn man diesen so bewusst negativ besetzten Begriff (für alles verantwortlich, was fies ist) nicht auch immerzu schlafwandlerisch verwenden würde? Vielleicht so: Die Mitarbeiter der Staatssicherheit oder nur die Staatssicherheit! Wäre übrigens die korrekte Bezeichnung.
Und im umseitigen Artikel zu »Mobbing« wird im letzten Absatz in der Zusammenfassung der Zustände angemahnt: »Der menschenverachtende Furor käme erst in einer Gesellschaft zum Erliegen, in der Solidarität … (und) Freundlichkeit … zum bestimmenden Kommunikationsstil würde(n).«
Ja, aber! Gab es diese Gesellschaft nicht schon auf deutschem Boden? In der das genau gelebt wurde und angestrebt? Hieß dieser Boden nicht DDR, Sozialismus?
Warum zeigt man diese Alternativ(en) nie auf (wie auch nie in bereits erschienen Artikeln)? Wie sollen die Leser dieses menschenfeindlichen Gesellschaftssystems Unterschiede erkennen oder aber erfahren, das es das Bessere schon gab? Das es Wirklichkeit war! Und Wirklichkeit erst wird durch Sozialismus! Das wäre doch das Aufzeigen einer wirklichen Alternative für Suchende! Ich kann es bezeugen, ich ging in diesem Staat über 18 Jahre durch alle Bildungssysteme. Von der Grundschule bis zur Hochschule. Mobbing? War unbekannt in dieser hier geschilderten Form und Zeit. Woher auch, wenn das Konkurrenzdenken außerhalb unseres Lebens war. Das Gute übergeht Ihr, schweigt und lasst es unter den Tisch fallen? (Abgesehen vom Autor, der ist damit groß geworden, aber hat er sich bemüht, mal in das andere »Land« zu schauen? Warum soll er auch, denn: Alles wird getan, um bei den Menschen hier und heute einen Schüttelfrost zu erzeugen allein bei dem Wort DDR oder Sozialismus. Und da nehmt ihr das nicht auf, was ein krasser Gegensatz ist zu dem Heute? Ihr wollt wohl nicht »Partei« für eine Partei ergreifen, aber parteilich seid ihr mit was und wem?
Ist die Alternative Sozialismus euch abhanden gekommen? Schüttelt es euch auch, wenn DDR Verhältnisse/Sozialismus zu Wort kommen? Diese Frage sollte sich die jW im Kollektiv (ach nein, heißt heute Team) stellen. Was wollt Ihr? Nur schreiben, um ein Einkommen zu haben? Das wird in die Hose gehen, ich brauche kein Prophet zu sein.
Ich denke, es ist an der Zeit, das sich die jW insgesamt überlegen sollte, ob nicht nur berichtet wird (übers Hölzchen und Stöckchen), sondern was sie eigentlich will und was sie tut, um die Mitarbeiter klassenstandpunktmäßig zu führen. Zu wem gehören die Mitarbeiter? Wer sind sie? Was haben sie wo gelernt? Die Parteien dieses Landes werden aufgefordert, sich den Fragen der Menschen dieses Landes zuzuwenden, deren Probleme endlich aufzugreifen und ihnen Mittel und Wege zu zeigen, wo und wie die Veränderung zu Neuem geschehen soll.
Was zeigt ihr uns eigentlich auf? Ich lese, und das zunehmend, immer weniger Inhalt der jW. Fast ausschließlich nur noch Themen. Das andere wird immer nichtssagender, fremd und uninteressant. Um das einmal klar zu untermauern: In fünf bis maximal zehn Minuten bin ich durch, dann werfe ich sie weg. Immerhin 50 Euro im Monat. Das gibt zu denken?
Die Alternativen nach der blanken Berichterstattung findet 'Ihr im Sozialismus. In seinem Wesen. Und wie und was, das wäre eure verdammte Pflicht, es dem Leser an die Hand zu geben. Sonst ist eure Arbeit kalt, gefühllos und nichtssagend, wie in den anderen Druckerschwärzepalaverzeitungen.
Ullrich Uhle
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.04.2019.