Leserbrief zum Artikel Ostdeutschland: DDR, postfaktisch
vom 25.03.2019:
Keine Einheit
Hessen und Thüringen sind sich in vielen Dingen ähnlich, aber sie haben auch Unterschiede.
Im Zwischenmenschlichen empfinde ich meine Heimat als wärmer und herzlicher. Damit will ich die Hessen nicht pauschal und kühl bewerten. Ich empfinde sie mehrheitlich als zurückhaltender – den einen mehr, den anderen weniger. Ein Hesse hat mir gesagt: »Wir schauen nur so finster, wir sind es aber nicht.« Vielleicht sind sie skeptischer? Ich fühlte mich in Hessen wohl. Als Chefportier eines Luxushotel habe ich viele Menschen kennengelernt, aus West und Ost. Für manche Ossis habe ich mich für ihr Verhalten geschämt, und einige Wessis habe ich bedauert. Im Osten ist der Zusammenhalt größer, auch die Hilfsbereitschaft. Das spüre ich. Nach 17 Jahren in Marburg lebe ich seit zwei Jahren wieder in Leipzig.
Es ist keine Einheit, wenn die Löhne nach 30 Jahren die Menschen immer noch in den Westen locken. Eine einseitige und volksfremde Politik ist dafür verantwortlich. Auch im Westen gibt es starke rechte Kräfte, aber die Medien nennen gern den Osten als Herd des Rechtsradikalismus. Die meisten Menschen sind es natürlich nicht, aber sie wollen unser Land verbessern. Vor 30 Jahren haben wir Ossis der Welt bewiesen, dass Veränderungen friedlich möglich sind.
Mit 16 wollte ich die Welt verändern, es gelang mir nicht. Mit 26 schaffte ich es, mit meiner Familie glücklich zu sein. Nun werde ich 66 und möchte immer mehr meine Ruhe haben.
Im Zwischenmenschlichen empfinde ich meine Heimat als wärmer und herzlicher. Damit will ich die Hessen nicht pauschal und kühl bewerten. Ich empfinde sie mehrheitlich als zurückhaltender – den einen mehr, den anderen weniger. Ein Hesse hat mir gesagt: »Wir schauen nur so finster, wir sind es aber nicht.« Vielleicht sind sie skeptischer? Ich fühlte mich in Hessen wohl. Als Chefportier eines Luxushotel habe ich viele Menschen kennengelernt, aus West und Ost. Für manche Ossis habe ich mich für ihr Verhalten geschämt, und einige Wessis habe ich bedauert. Im Osten ist der Zusammenhalt größer, auch die Hilfsbereitschaft. Das spüre ich. Nach 17 Jahren in Marburg lebe ich seit zwei Jahren wieder in Leipzig.
Es ist keine Einheit, wenn die Löhne nach 30 Jahren die Menschen immer noch in den Westen locken. Eine einseitige und volksfremde Politik ist dafür verantwortlich. Auch im Westen gibt es starke rechte Kräfte, aber die Medien nennen gern den Osten als Herd des Rechtsradikalismus. Die meisten Menschen sind es natürlich nicht, aber sie wollen unser Land verbessern. Vor 30 Jahren haben wir Ossis der Welt bewiesen, dass Veränderungen friedlich möglich sind.
Mit 16 wollte ich die Welt verändern, es gelang mir nicht. Mit 26 schaffte ich es, mit meiner Familie glücklich zu sein. Nun werde ich 66 und möchte immer mehr meine Ruhe haben.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.03.2019.