Leserbrief zum Artikel Die Krim und das Völkerrecht: In der Grauzone
vom 16.03.2019:
Gewohnheitsrecht
Ich schätze Reinhard Lauterbach als einen kompetenten und sehr guten Journalisten. Mit diesem Artikel habe ich jedoch meine Probleme. Mich stört die metaphysische Herangehensweise, bei der die permanente Missachtung des Völkerrechts durch die westlichen Staaten und die konkrete Bedrohung Russlands durch die NATO keine Rolle spielt! Diese nur »rechtliche« und nicht politische Betrachtung spielt den antirussischen Kräften in die Karten! Ich stelle mir die Frage, was mit diesem Artikel erreicht werden soll? Die USA verfolgen das Prinzip, dass nicht das Völkerrecht der Staaten der Welt, sondern die amerikanischen Interessen ihr außenpolitisches Auftreten bestimmen! Das wird mehr oder weniger in der Welt als »Gewohnheitshandeln« angesehen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die systemtreuen Medien jemals bei der Durchsetzung ihrer imperialen Ziele völkerrechtliche Bedenken im Blick hatten und haben! Im Gegensatz zu einem Völkerrechtler sollte ein Journalist einer linken Zeitung niemals die politisch-moralische Seite außer acht lassen! Mich würde interessieren, wie Reinhard Lauterbach die Annexion der DDR durch die BRD durch diese Brille beurteilt?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.03.2019.