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Leserbrief zum Artikel Handel: Die »Neue Seidenstraße« vom 11.03.2019:

Friedensprojekt verunglimpft

Das ist ein Mainstreamartikel – destilliert aus den Ergüssen antichinesischer Think Tanks.
Der Autor führt nur solche Argumente ins Feld, die der »Belt-und-Road-Initiative« (BRI) einen egoistischen Anstrich geben. Dass China auch entwicklungspolitische Ziele damit verfolgen könnte, kommt ihm gar nicht in den Sinn. Dabei betont die chinesische Regierung immer wieder, dass sie Handel zum gegenseitigen Nutzen betreiben möchte, dass Win-win-Situationen bestehen sollen, dass die »Neue Seidenstraße« auch zur Entwicklung der daran beteiligten Länder beitragen soll. Ich stelle den drei vom Autor genannten egoistischen Zielen drei gemeinnützige entgegen:
1.) Der Autor glaubt wohl, dass die Handelsrouten der »Neuen Seidenstraße« Einbahnstraßen sind, dass die Züge, Lastwagen und Schiffe alle leer zurückfahren. Jedoch sind die Chinesen keine Schildbürger. Genauso wie China seine Waren auf den Routen in die Welt bringt, kann die Welt ihre Waren nach China liefern bzw. unter sich austauschen.
2.) Viele unterentwickelte Länder, die von der BRI erreicht werden, profitieren auch dadurch, dass sie überhaupt in den Genuss von Waren kommen, die sonst gar nicht bis zu ihnen gelangen könnten oder nur unter schwierigsten Bedingungen. Wenn die Handelsrouten ausgebaut werden, können die Länder viel leichter mit Rohstoffen, Komponenten, Maschinen, also mit Produktionsmitteln zum Aufbau ihrer Landwirtschaft, Industrie und Städte, zur Entwicklung ihrer Dienstleistungen, und nicht zuletzt mit Konsumgütern für die Bevölkerung versorgt werden.
3.) Der Autor meint wohl auch, dass nur chinesische Verkehrsteilnehmer diese Routen benutzen dürfen. Daher übersieht er, das zugleich der inländische Verkehr angekurbelt wird. Er kommt nicht auf die Idee, dass auch sri-lankische Schiffe den Hafen in Hambantota anlaufen, dass pakistanische Transporteure auf der neuen Autobahn Nord- und Südpakistan beliefern, dass kenianische Menschen die neue Zugverbindung zwischen Mombasa und Nairobi benutzen.
Warum wird der friedensstiftende Charakter eines solchen Projektes, welches der Entwicklung aller beteiligten Länder dient, nicht erkannt? Wer sein Land aufbauen will, hat doch kein Interesse am Krieg! Der Autor möge sich doch bitte einmal fragen, warum die Kolonialisten und Imperialisten der letzten 100 Jahre nicht auf diese »praktische« Idee gekommen sind.
S. Alt, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.03.2019.