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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel »Warum lernen ohne Zukunft?«: Besuch aus Bullerbü vom 05.03.2019:

Ermutigender Aufbruch

Eine schwedische Schülerin bringt es fertig, eine weltweite Aktion für den Schutz der Umwelt in Bewegung zu setzen. Schüler und Jugendliche aus aller Welt machen sich bewusst, es geht um ihre Zukunft. An sich ist das geeignet, in höchste Töne der Anerkennung und des Lobes zu verfallen. Teile der Bevölkerung, Jugendliche, Schüler, die aus eigenem Antrieb in demokratische Aktion treten, Demokratie zu ihrer ureigensten Sache und Interesse zu machen, das ist nicht alltäglich in diesem Lande. Demokratie, die Politiker begrifflich längst zu leerer Phrase gemacht haben, Menschen damit verdummen und in Illusionen treiben, dem hauchen junge Menschen Leben ein. Es geht um ihr Leben, das der Generationen der Zukunft, die auch gern von Politik beschworen wird, wenn es in ihr Interessenschema passt. Politik und Öffentlichkeit sind irritiert, verstört und ratlos, wenn Bevölkerungsteile ihre Demokratie ergreifen wollen, Veränderung fordern im Interesse ihrer Zukunft und der Existenz dieser Erde. Behörden und Eliten fällt allenfalls ein, Schülerdemos als Schulschwänzerei zu ahnden, oder im Kanzleramt wird sogar Regie des Russen vermutet.
Dümmlich meint mancher, bei schulfrei sei es leicht, Schüler zu Demos zu bringen. Allen diesen wird nicht im entferntesten bewusst, wie sie sich nichts Besseres als solches demokratisches Aufbegehren von Jugendlichen wünschen müssten, es fördern und nutzen sollten. Es offenbart sich aber, wie wenig diese stets gefeierte Demokratie damit anfangen kann und wie es in direktem Widerspruch zu dieser Gesellschaft steht. Demokratie, Freiheit und andere Begriffe dienen lediglich zur Verkleisterung der Interessen von Kapital, Geld, Macht und Volkes Verdummung. Zweierlei wird am Beispiel deutlich. Zum einen, wie verkommen, überlebt und alternativlos diese Politik und Gesellschaft sind. Zum anderem aber auch, dass heranwachsende Generationen eine Bewusstwerdung erleben, ihre Zukunft bedroht sehen und sich nicht länger mit leeren Phrasen abspeisen lassen wollen. Das macht Mut.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.03.2019.