Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Donnerstag, 28. März 2024, Nr. 75
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Afrika-Beauftragter auf Abwegen: »Nooke sprach sich selbst von Rassismus frei« vom 16.02.2019:

Kultur im Imperialismus

»Sprache wandelt sich ebenso, wie es soziale Verhältnisse tun – und beides muß weiterhin verändert werden«, bemerkt Tahir Della. Hier möchte ich mit der Feststellung anknüpfen, dass Rassismus so alt wie die Geschichte der auf Ausbeutung beruhenden Klassengesellschaft selbst ist. Darin findet sich logischerweise das gegenwärtige Gesellschaftssystem mit der Bourgeoisie ebenso personalisiert wieder, gleich wie und wo man sich mit sogenannten scheindemokratischen Etiketten auch immer gebärdet. Was für eine andere Funktion hat denn der Afrika-Beauftragte des imperialistischen Deutschlands als die auf Neokolonialismus beruhende Vereinnahmung des afrikanischen Kontinents für das Finanzkapital samt seines militärischen Komplexes im Konkurrenzkampf um die Neuaufteilung der Welt? Und das Mäntelchen des sogenannten Antirassismus der Bourgeoisie kann in seinem oft denunziatorisch wie übersteigert heuchlerischen Wesen den ihr immanenten Rassismus nicht verbergen. Sprachlich ist m. E. die Mehrzahl der Gesellschaft davon infiziert. Es mag zwar gut gemeint und nützlich sein, eine Initiative gegen den Rassismus zu befähigen, doch scheint mir auch hier zumindest der Titel nicht konsequent gewählt. »Initiative schwarze Menschen in Deutschland«? Der Ausdruck »schwarz« entstammt der Vergangenheit und ist oberflächlich. Ich habe noch nie einen Schwarzen gesehen, höchstens einen dunkelhäutigen Menschen. Geht es nicht um Afrika? Also müsste es »Initiative afrikanische Menschen in Deutschland« bzw. »in Europa« heißen. Übrigens kann der Ausdruck »ein Schwarzer« ebenso negativ besetzt sein. Ich bin in der DDR aufgewachsen und fand die Bezeichnung »Neger« überhaupt nicht rassistisch. Ludwig Renn schrieb die tolle Geschichte vom »Neger Nobi«, die zum Unterrichtsstoff in der zweiten Klasse gehörte. Die Porta Nigra müsste dann sogar eventuell abgerissen werden in Trier – oder? Es heißt ja nichts anderes als schwarzes Tor. Nun, ich stamme ja allerdings auch aus einem nicht auf Ausbeutung beruhenden Staatssystem mit einer dementsprechend diametral entgegengesetzten Sprachkultur – so man heute und hier überhaupt von Kultur im Imperialismus sprechen kann, was schon Peter Hacks verneinte.
E. Rasmus
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.02.2019.