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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Parteienbürokratie: Schöne Bescherung vom 01.02.2019:

Mut zum Träumen

Ekkehard Lieberam beschreibt meines Erachtens recht zutreffend die Linkspartei als »eine zweite sozialdemokratische Partei, die den Klassencharakter von Staat und Politik ignoriert«. Ich denke, der Führung der Linken ist der Mut abhanden gekommen, nämlich der Mut zu träumen und der Mut zur Phantasie! Träume, Phantasien und Visionen sind aber notwendig, um Fernziele entwickeln zu können, die dann der aktuellen Tätigkeit Richtungsimpulse geben. Altes FDJ-Lied: »Du hast ja ein Ziel vor Augen, damit Du in der Welt Dich nicht irrst ...« Dabei müsste die Linke gar nicht fürchten, ihre Träume und Phantasien könnten ins Unrealistische abgleiten. Marx und Engels haben für den Realitätsbezug genügend Orientierungshilfen hinterlassen. Freilich, die Führer der rechten Parteien haben es leichter, ihren Wählern eine »Zukunftsvision« zu vermitteln, die da lautet: Schutz des materiellen Eigentums und mehr Geld in der Tasche. Sowohl Trump- als auch AfD-Wähler, und ich meine, beide Wählergruppen, haben eine große gemeinsame Schnittmenge, leben in dem Irrglauben, das würde ihnen genügen. Die linke Vision, dass alle Produktionsmittel zum Allgemeineigentum werden, klingt wahrscheinlich nicht attraktiv genug. Sie sollte phantasievoll ausgemalt werden. Z. B. würde die – weltweite – Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln auch die Abschaffung des Geldes nach sich ziehen, das schon lange zur Geißel der Menschheit geworden ist. Das dürfte durchaus möglich sein, weil jeder Mensch aufgrund seiner biologischen Besonderheit das tiefe Bedürfnis in sich trägt, freiwillig zu arbeiten, wenn dieses nicht durch äußere Zwänge verdrängt wird. Der materielle Reichtum auf der Welt und die Arbeitsproduktivität dürften inzwischen groß genug sein, jedem Menschen die freie Entscheidung zu überlassen, wo und wie lange er was arbeiten möchte. Und die Freiwilligkeit beim Arbeiten würde zu einer noch höheren Produktivität führen. Damit könnten nicht nur die unmittelbaren Grundbedürfnisse aller Menschen nach Nahrung und Wohnen befriedigt werden, sondern auch das Bedürfnis nach Privatsphäre und Individualität. Der Übergang zu diesem menschlichen Gesellschaftssystem müsste ohne Gewalt und Blutvergießen schaffbar sein. Ich meine, die Führer der Linken sollten den Mut entwickeln, ihre Visionen über die Zukunft der Menschheit und über den Weg dahin offenzulegen, und sie sollten ihre Parteimitglieder dazu ermuntern.
Werner Schreiber, Finsterwalde
Veröffentlicht in der jungen Welt am 09.02.2019.
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