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Leserbrief zum Artikel Repression in Italien: Zur Schau gestellt vom 21.01.2019:

Es war antifaschistischer Widerstand

Eine gute Herausstellung der Relationen, dass es bei allen Fehlern Widerstand gegen die Errichtung eines faschistischen Regimes war, die von CIA und NATO mit italienischen Komplizen auch aus der Christdemokratischen Partei (DC) betrieben wurde. Erinnert sei daran, dass der Ehrenvorsitzende des faschistischen MSI, Junio Valerio Borghese, ein wegen 800fachen Mordes verurteilter Kriegsverbrecher, der begnadigt wurde, 1970 mit CIA- und NATO-Hilfe ein faschistisches Regime in Italien errichten wollte. Weitere Putschversuche folgten. Dass sie an der antifaschistischen Wachsamkeit scheiterten, war nicht zuletzt ein Verdienst von Militanten wie Cesare Battisti. Ungeschoren konnte ein Giorgio Almirante, der unter Mussolini Staatssekretär gewesen war und einen Genickschusserlass gegen Partisanen unterschrieben hatte, als Sekretär dieses MSI bei der Umsetzung der sogenannten Spannungsstrategie mitmachen. Die Streitkräfte Italiens wurden nach 1945 – wie in der BRD die Bundeswehr von Hitlergenerälen – auch in Italien von Mussolini-Militärs aufgebaut. Einer, ein Gino Birindelli, wurde Admiral und Befehlshaber der NATO-Seestreitkräfte Südeuropa. Er bekannte sich offen zum »Duce« und sagte: »Ich glaube an die faschistischen Ideale.« M5S, die Schützenhilfepartei der heutigen Rassistenlega Matteo Salvinis, wollte nach ihrem Wahlsieg im März des vorigen Jahres eine Straße in Rom nach dem Kriegsverbrecher Almirante benennen. Der Rassistenchef Salvini errichtet heute ein faschistisches Regime, was die Militanten des bewaffneten Kampfes der 70er Jahre verhindern wollten. Und dieser Salvini kann sich dabei unbehelligt wie einst dieser Birindelli zu diesem Verbrecher Mussolini bekennen. Noch ein Fakt von unzähligen. Den Terroranschlag auf die Mailänder Landwirtschaftsbank an der Piazza Fontana 1969 (16 Tote, fast 100 Verletzte) verübten MSI-Faschisten, aber der Mailänder Kommissar Luigi Calabresi, ein CIA-Agent, machte dafür Linksradikale und Anarchisten verantwortlich. Jahrelang saßen Unschuldige wie der Ballettänzer Pietro Valpreda im Gefängnis, während die faschistischen Terroristen frei herumliefen. Das war die Linie der Spannungsstrategie, nach der die CIA und ihre italienischen Komplizen die Linksradikalen mit ihren Agenten unterwanderten, die erst zu tödlichen Anschlägen anstachelten. Und so geht es unter Salvini und seinem Gehilfen Luigi Di Maio vom M5S, dem Sohn eines MSI-Faschisten, weiter. Wann werden die Linken Italiens zu ihrer Kraft zurückfinden und diesem Spuk ein Ende setzen? Sie sollten als erstes Militanten wie Battisti Solidarität bezeugen, und man kann nur hoffen, dass der Prozess wieder aufgenommen wird und die schäbige Rolle solcher Pentit wie des erwähnten Patricio Peci entlarvt wird.
Doris Prato
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.01.2019.
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