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Zu »Zitat des Tages«: Mord als legitimes Mittel?

100 Jahre nach dem politischen Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch militärische Freikorps, wenn nicht im direkten Auftrag von Ebert und Noske, so doch in deren Mitwisserschaft, Mitverantwortlichkeit und Mitschuld, scheinen es Sozialdemokraten noch immer nicht zu schaffen, sich davon zu distanzieren (…). So erschreckt mich das geschichtsvergessene, zynische und auch verdummend wirkende Zitat des Exbundestagspräsidenten Wolfgang Thierse dazu vom 14.1.2019, wonach es galt, »radikalisierte Elemente in der Arbeiterschaft … mit Waffengewalt zu besiegen«. Ist ihm nicht klar, dass er damit letztlich den Mord an politischen Gegnern in Ausnahmesituationen als durchaus legitimes Mittel anerkennt? Erwuchsen aus diesem Geist nicht weitere Fememorde an politischen Gegnern während der Zeit der Weimarer Politik, und erreichte diese Bewegung mit ihrer endgültigen Abrechnung vor allem mit Sozialisten, Kommunisten und auch Sozialdemokraten nicht ihren (…) Höhepunkt, vom imperialistischen Krieg nach außen ganz abgesehen?

Wie kann man das alles in der historischen Nachbetrachtung ausblenden und den nach der Mordtat vom 16.1.1919 »eingeschlagenen Weg … als den besseren« bezeichnen?
Gilt noch immer das Schiller-Wort: »Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären«? Wenn die heutige Sozialdemokratie sich nicht ehrlich macht, wird es für sie aus diesem Teufelskreis kein Entrinnen geben.
Otto Frank
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.01.2019.
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