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Leserbrief zum Artikel Erinnerung an KPD-Mitbegründer: Rot, Schwarz, Neongelb vom 14.01.2019:

Linke Obrigkeit

Noch nie ist mir die Differenz zwischen Oben und Unten so aufgefallen wie an diesem Sonntag auf der Demonstration zu Ehren Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Hundert Jahre nach ihrer Ermordung, hundert Jahre nach der Gründung der KPD klaffte eine große Lücke zwischen der »linken Obrigkeit« und 15.000 Menschen, die zur Gedenkstätte der Sozialisten zogen. Man mag viele Unterschiede finden und auch oft nicht einer Meinung sein, aber an diesem Tag war das Einende für alle Demonstranten bestimmend. Aber auch und gerade aus den Erfahrungen meines persönlichen Lebens heraus sage ich mir immer wieder, dass nur durch die Einheit aller fortschrittlichen Kräfte etwas zu verändern ist, und es gibt wahrlich genug zu verändern! Um so mehr bin ich enttäuscht, dass eine Parteiführung, die von sich behauptet, links zu sein, so einen großen Abstand zwischen sich und die Massen legt. Die Demonstration war kämpferisch, aber friedlich. Für ein »Stilles Gedenken« gab es also keinen Grund, es sei denn, man will es sich nicht mit denen verscherzen, die noch Lückenfüller für eine Regierungsbeteiligung suchen. Es ist ja bald wieder soweit. Die beiden Zitate des Tages in der jW von Liebig und Gysi illustrieren das augenscheinlich. Ich habe genug von einem dünkelhaften, elitären Gehabe, das mir vorschreibt, was ich zu lernen habe und wem ich hinterherlaufen muss. 100 Jahre nach der Gründung der KPD sind auch viele Mitglieder der Partei Die Linke, denen ich noch Respekt zolle, nicht bei den Massen. Das ist schade. Man kann auch mit einer »gelben Weste« mitten in Tausenden Menschen einfach dabeisein. Rosa und Karl wären mit uns gegangen.
Günter Pelzl, Hennigsdorf
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.01.2019.
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