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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Frankreich: Neue Stärke vom 14.01.2019:

Starke Basisbewegung

Warum sind die »Gelbwesten« politisch stark? Weil es eine Volksbewegung ist. Hier geht es nicht um »links« oder »rechts« – auch wenn jW und Die Linke das gerne so darstellen –, es geht hier um »unten« gegen »oben«. Die Mehrheit der Menschen ist zum ersten Mal in ihrem Leben politisch aktiv. Politisch aktiv zu sein ist für jeden eine Revolution. Sie lernen wie »Kinder«. Sie machen Fehler. Sie kämpfen für Existenzgerechtigkeit. Viele sind wirtschaftlich arm. Sie sind solidarisch und helfen einander. Frauen, Männer, Alte und Junge kämpfen Seite an Seite gegen das kapitalistische System. Aus dem Nichts heraus haben sie Unterkünfte gebaut (Normandie) und Regeln für das gemeinsame Zusammensein festgelegt. Viele sagen, auch wenn wir nur eine Forderung durchsetzen, ist dies ein Sieg. Sie haben recht. Das weiß auch die Regierung. Um Ihre Ziele zu erreichen, haben sie damit begonnen, dass alle 96 Departements zusammenkommen. Das ist die erste Stufe von Organisierung. Linke und Rechte versuchen diese Volksbewegung für sich politisch zu vereinnahmen. Das wird nicht gelingen, weil »links« und »rechts« in dieser Bewegung kaum eine politische Bedeutung hat. Die deutsche Linke inklusive jW versteht diese Bewegung nicht, weil für sie Patriotismus und nationale Frage negativ sind. Für mich als Kommunist ist Patriotismus etwas Positives; deshalb bin ich auch kein Linker, sondern Kommunist.
Manni Guerth

Kommentar jW:

Darauf gibt es eine Antwort:

Sicher ist die »Gelbwestenbewegung« hoffnungsvoll, jedoch irritiert mich die Bemerkung von Leserbriefschreiber Manni Guerth über die Linke. Spaltet er doch, wenn er schreibt: »Linke und Rechte versuchen diese Volksbewegung für sich zu vereinnahmen. Das wird nicht gelingen, weil ›links‹ und ›rechts‹ in dieser Bewegung kaum eine Bedeutung haben.« Quo vadis? Wenn die Linke nicht stark und konsequent genug ist, werden die Rechten bzw. Opportunisten die Oberhand gewinnen, was auch die Novemberrevolution in Deutschland lehrt – die Gegenwart in Deutschland aufgrund der Unzufriedenheit und der hochgezüchteten AfD nicht minder. Gleichzeitig muss man unterscheiden zwischen der Linken und Pseudolinken. Tatsächlich ist es schlimm um die europäische Linke bestellt. Darin drückt sich allerdings genauso das imperialistische System aus. Dessen Krise sich in der Linken durch Revisionismus und »Divide et impera« wiederfindet. Wovon die Kommunisten nicht auszunehmen sind. Ach, und wer ist heute Kommunist? Kommunisten, die sich nicht nach Leninschen Normen organisieren können, bezeichne ich nicht als solche. Nebenbei. Was soll – nicht in dem Leserbrief - die revisionistische Modeformulierung von parteilosen Kommunisten? Lenin gibt darauf klare Antworten im Streit um den Paragraphen 1. Klar ist auch, dass sich eine Linke ohne Kommunisten auf Dauer totläuft. Und was den Patriotismus angeht, der ist für einen Kommunisten untrennbar mit dem proletarischen Internationalismus verbunden. Mit Nationalismus aber hat er nichts gemein, denn hierin verkörpert sich Klassenversöhnung. Doch »der Hauptfeind steht im eigenen Land!«, wie Karl Liebknecht historisch richtig ausrief, was sich die PDL-Spitze hinter die Ohren schreiben darf, sie wird aber in ihrer pseudolinken Charaktereigenschaft einen Teufel tun.
E. Rasmus, per E-Mail