Leserbrief zum Artikel Hartz-IV-Sanktionen: Karlsruhe prüft Hungerstrafen
vom 12.12.2018:
Teure Armutsindustrie
Wie blind muss man auf dem Auge sein, nicht anzuerkennen dass die Einführung von Hartz IV vor 14 Jahren lediglich folgendes bewirkt hat: Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Bundesregierung, ist zu einem der größten, wenn nicht sogar dem größten Sklaventreiber weltweit geworden. Im Ergebnis kostet es den Haushalt mehr, wie wenn man den Menschen direkt ein Einkommen zahlen würde, von dem eine Teilhabe möglich ist. Wenn man alle Folgekosten mit einrechnet, auch, wie im Beitrag der jungen Welt erwähnt, die gesundheitliche Belastung betroffener Menschen, muss man unter kapitalistischen Gesichtspunkten am Ende zu der Erkenntnis kommen – seit 14 Jahren gibt es eine gigantische Verschwendung von Einnahmen aus Abgaben und Steuern, und kein Arsch interessiert sich dafür. Mit Sanktionen erreicht man nichts. Ganz im Gegenteil, weil es dann nur um eine Sache geht – zu überleben. Wo bekomme ich etwas zum essen, damit ich nicht verhungere? Wo bekomme ich eine medizinische Versorgung, wenn ich keine Krankenversicherung habe? Das heißt viel Lauferei, wenn man nicht wegen Schwarzfahren erwischt werden will, weil man sich keinen Fahrschein leisten kann. Das heißt, höherer Verschleiß an Bekleidung, weil man viel zu Fuß unterwegs ist und eben kein Geld für neue Bekleidung hat und so weiter. Interessant wäre zu wissen, welchen Einfluss die Armuts- und Hartz-IV-Industrie, das heißt die freien (kirchlichen) Träger; auf das Handeln der Bundesregierung haben. Zwar betonen sie gerne, dass auch ihnen daran gelegen ist, wenn man die Ursachen von Armut bekämpft. Jedoch, ist es wirklich so? Wenn man Scheinheiligkeit und Heuchelei in der Praxis erleben will, muss man sich die freien (kirchlichen) Träger genauer anschauen. Denn gerade auch sie profitieren schlussendlich davon, wenn von Armut betroffene Menschen direkt in ihre Abhängigkeit getrieben werden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.12.2018.