Leserbrief zum Artikel Porträt: Abwäger des Tages: Bernd Riexinger
vom 06.12.2018:
Angst der Bourgeoisie
Mit viel Geld und medialem Aufwand hat die französische Bourgeoisie im vergangenen Jahr einen der ihren, nämlich Emmanuel Macron, zum Präsidenten der Republik gemacht. Jede(r) konnte im Vorfeld der Wahl wissen, was der Zögling einer Eliteuniversität beabsichtigt: die Reichen reicher und die Armen ärmer machen. Nun ist die Randale da, ausgehend von einem eher belanglosen Thema, der Erhöhung der Mineralölsteur im Namen des Umweltschutzes. Jetzt vereinen sich die Ultrarechten mit den Ultralinken, die eher Gemäßigten mit den Schülern und Studenten und die Landwirte mit den Rentnern. Jede(r) hat sein eigenes persönliches Ziel (Renten- und Gehaltserhöhung, Abschaffung der Elitenselektion etc), um auf die Straße zu gehen. Die »Ökosteuer« wurde zwar für sechs Monate ausgesetzt, aber die Randale geht unvermittelt weiter, und dazu gehören auch Barrikaden, brennende Autos, brennende Häuser und Plünderungen. Da es aber keine ausdrücklichen Anführer gibt, laufen die klassischen Herrschaftsmethoden ins Leere: nämlich »Kaufen« der Anführer mittels Jobangebot (»Dienstwagen und Vorzimmer« für die Gewerkschafts- und Politfunktionäre) oder, so sie denn zur Proletarierklasse gehören, Verhaften und Einsperren. Das versetzt die Bourgeoisie in Panik, weil das, was jetzt in Frankreich geschieht, wenn's ganz »dumm« läuft, zu einem europaweiten Flächenbrand werden kann. Und da Bernd Riexinger zumindest zur (Polit-)Bourgeoisie gehört, schiebt er jetzt die Rechten vor, um ja »nix« zu machen, und Sahra liegt im Saarland auch der Couch und wartet aufs »Aufstehen«. Vielleicht sollte ich am Wochenende mal einen Weihnachtsmarkt in Paris besuchen und beiden eine Karte schicken …