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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Konzernmacht: Amazon kann einpacken vom 24.11.2018:

Dank den Gewerkschaften

Amazon ist Objekt gewerkschaftlicher Aufsichts- und Ordnungsfragen der besonderen Art: „Da fallen viele Überstunden an, die deutlich schlechter vergütet werden, als dies bei tarifgebundenen Unternehmen der Fall ist.“ Für Gewerkschaftsfunktionäre ein Argument Lohnarbeit mit zu beaufsichtigen. Nicht die Überstunden (Ü-Std.) sind das eigentliche Übel u. die damit zwingend einhergehenden Gesundheitsschäden für die betroffenen Leute. Die dürfen mit den jeweiligen Folgen privat zurechtkommen. Nein, dagegen haben hiesige Gewerkschaften keinen Einwand. Ihnen geht`s um funktionale Kompensation für überdurchschnittlich erbrachten Dienst am (betrieblichen) Kapital. Und der steht für deutsche Gewerkschaften nicht zur Debatte. Ü-Std. mit Tarif gehen also voll in Ordnung. Fallen die gesundheitl. verschlissene Proleten nach einigen braven Dienstjahren der sozialstaatl. Aufsicht anheim, fühlen sich Gewerkschaften keinesfalls angesprochen. Vielmehr darf ihr DGB Führer Hoffmann ungehindert für die Beibehaltung diverser Quälereien von Hartz IVlern agitieren, ohne das DGB Gewerkschaften dessen Absetzung fordern würden. So buchstabiert sich gewerkschaftl. Aufsichtsdienst für die Nation. „Und wer nicht spurt, wird in „Feedback“ Gesprächen in die Mangel genommen.“ Upps, sog. Zielvereinbarungsgespräche, Krankenrückkehrgespräche (lauter „Feedbacks“) etc. kennt jeder Lohnarbeiter aus dem tarifl. beaufsichtigten Ausbeutungsalltag. Diese Instrumente für besseres Spuren konnten bekanntlich nur mit Unterstützung der Gewerkschaften implantiert werden. Lohnarbeit ist kein Lebensmittel für Diejenigen die sie tagtäglich abliefern müssen. Lohnarbeit lohnt sich nur für Jene, die sie produktiv im Eigeninteresse anwenden. Für Gewerkschaften kein Mangel. Eher ist tarifl. Lohnarbeit schon fast so etwas wie ein 6er im Lotto. Der Gewinner im Kapitalismus ist bekanntlich immer das Kapital. Eigentlich ein handfester Grund damit aufzuräumen. Das will aber keiner. Am allerwenigsten die Gewerkschaften.
Michael Holleschowsky
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