Leserbrief zum Artikel Programmtips: Vorschlag
vom 15.11.2018:
Satire lieber Droste überlassen
In Ihrem Fernsehtip für die Dokumentation »Saubere Luft – ein Menschenrecht« heißt es: »In Deutschland war die Luft vor 30 Jahren so schlecht wie in Indien heute. Dann wurde sie dank einer verschärften Umweltgesetzgebung, die für die Schließung von Zechen und den Einbau von Filteranlagen sorgte, besser. Das haben mutige und engagierte Menschen durchgesetzt.« Der Mantelzipfel dieser Geschichte muss an mir als Kind des Ruhrpotts vorbeigegangen sein. Das Zechensterben begann bereits Anfang der 50er, die Kreuzwegstationen – und zwar europaweit – waren Überproduktion, Subventionsabbau, Verdrängung der Kohle als Primärenergie. Weder gab es Umweltgesetzgebung noch gar deren Verschärfung, schon gar keine Filteranlagen auf geschlossenen Zechen (so ein Blödsinn – meint der Verfasser »Kokereien«? Er finde den Unterschied!). Und dass die Zechenschließungen von »mutigen engagierten Menschen« gar unter Umweltaspekten durchgesetzt worden wären, ist ein Treppenwitz, der sich hier in eine linke Zeitung verirrt haben mag. Nach wie vor gilt: It's the economy, stupid! Und die Satire muss bitte jedenfalls weiterhin Wiglaf Droste überlassen bleiben. Glückauf!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 20.11.2018.