Leserbrief zum Artikel 80 Jahre Pogromnacht: Braune Störversuche
vom 05.11.2018:
Falsche Opferzahlen
Im Beitrag heißt es zur sogenannten Reichspogromnacht: »Der faschistische Mob hetzte jüdischstämmige Menschen durch die Straßen, prügelte auf sie ein und ermordete – offiziellen Zahlen zufolge – mindestens 91 Menschen.« Mit den »offiziellen Zahlen« ist es so eine Sache. Nicht selten sind diese schlicht falsch. So auch in diesem Beitrag. Nun ja, die Zahl 91 wird zwar von der »Landeszentrale für politische Bildung« in Baden-Württemberg genannt, aber – ich möchte jetzt niemandem zu nahe treten – vielleicht ist dies Ausdruck eines falsch verstandenen Umgangs mit Opferzahlen. Selbst Wikipedia (sollte auch mit kritischen Blick genutzt werden) setzt bereits die Zahl mit 400 Opfern fest und zieht dabei die unmittelbar in den Suizid getriebenen Opfer mit ein. Ein Mainstreammedium (NDR) erwähnt allerdings in einer aktuellen Sendung 1.300 Menschen, die infolge des Pogroms starben. Und Hagalil geht in einem gut und umfassend dokumentierten Beitrag von 1.300–1.500 Opfern aus. Es ist wichtig zu schauen, welche Basis zu Bemessung festgelegt wird. Unmittelbare Suizidopfer und in den nachfolgenden Tagen des Pogroms ihren Misshandlungen erlegene Opfer sollten aber mit einbezogen werden. Es ist nicht gut und wird aus dem Beitrag auch nicht ersichtlich, weshalb hier die denkbar kleinste Opferzahl angegeben wird.