Leserbrief zum Artikel Mangel im Gesundheitswesen: Das war’s für 2018
vom 23.10.2018:
Billige Ideen
Der neue Gesundheitsminister ist ein guter Mann. Wie seine Vorgänger. Wie seine Vorgängerinnen. Alles Macher. Alles Impulsgeber. Alles Ideenträger. Alles Entscheidungsträger. Alles Problemlöser. Alles Leistungsträger. Alles Führer. Seit Bismarck. Stets nur das Wohl des Volkes im Auge und im Herzen. Das pflegende Personal in Deutschland wird erheblich aufgestockt. Ist das nicht großartig? Endlich werden die Pflegeleidtragenden entlastet und die Pflegeerleidenden besser behandelt. Fast schon wie Menschen. Aber wer soll das bezahlen? Werden die Betreiber der Pflegeeinrichtungen auf einen Teil ihrer obszönen Marge verzichten, werden die Manager und Geschäftsführerinnen der Pflegeeinrichtungen auf einen Teil ihrer überzogenen Gehälter verzichten? Nein, der neue althergebrachte Gesundheitsminister will die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen lassen. Also Sie, meine Damen und Herren Pflegeleidtragenden und Pflegeerleidenden. Der neue Gesundheitsminister ist ein guter Mann ... Und so weiter. Das pflegende Personal in Deutschland soll besser bezahlt werden. Damit weniger deutsche Pflegekräfte ihren Job an den Nagel hängen müssen. Und Deutschland dem Ausland weniger Pflegekräfte wegkaufen muss, weil das dann wiederum dazu führt, dass Ausländer wegen der schlechten Gesundheitsversorgung in ihren Länder nach Deutschland »flüchten«. Aber wer soll das bezahlen? Werden die Betreiber der Pflegeeinrichtungen auf einen Teil ihrer obszönen Marge verzichten ... und so weiter. Nein, der neue althergebrachte Gesundheitsminister will den Pflegebeitrag um 0,5 Prozent erhöhen und also Sie, meine Damen und Herren, bezahlen lassen. Ideen zu haben ist billig, wenn man sie von der Arbeit anderer bezahlen lässt. Jede Küchenmagd hätte sich Schloss Neuschwanstein mindestens so phantasievoll und aufwendig erdenken und erbauen lassen können wie der Kini, wenn sie über die Ressourcen eines Königs verfügt hätte.