Leserbrief zum Artikel Syrien-Krieg: Weltunordnungskrieg
vom 12.10.2018:
Neoliberalismus und Klimawandel
Natürlich wurde der syrische Bürgerkrieg nicht nur von außen hereingetragen. Nach dem Tod Hafis Al-Assads war es Baschar Al-Assad, der durch seine neoliberale Öffnungspolitik den sozialen Konsens der syrischen Vielvölkerstaates aufkündigte. Der war ein relatives, wenn auch kärgliches Auskommen für alle Gruppen und keine größeren sozialen Ungleichheiten im Lande – im Gegenzug hat die Bevölkerung den Anordnungen der Baath-Partei Folge zu leisten. Die ökonomische Öffnung überschwemmte den bislang abgeschotteten syrischen Markt mit Billigimporten. Das kostete vielen in Syrien die Existenz, während die Profiteure der Öffnung in Damaskus rauschende Partys gaben. Hinzu kam der durch den Klimawandel verursachte Wassermangel in Syrien, was zu Ernteausfällen und damit zu Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel führte. Das Militär, wichtige Stütze der Baath-Partei, zerfiel, und die Militärangehörigen hielten sich mit diversen Schmuggelgeschäften notdürftig über Wasser. Baschar wandte sich dem Westen zu, während die Beziehung zu Russland erkaltete. Die russischen Kredite wurden von Syrien nicht bedient. Russland versuchte von Anfang an, den Bürgerkrieg durch Einbeziehung der syrischen Opposition zu deeskalieren.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.10.2018.