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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Tarifrunde Chemieindustrie: Wer sich’s leisten kann vom 11.09.2018:

Verlierer in jedem Falle

Ob es für Marx, dessen 200. Geburtstag wir mit aller Nachdenklichkeit begingen, auch nur im entferntesten vorstellbar gewesen wäre, wie Gewerkschaften, die er als »Bollwerk gegen das Kapital« charakterisierte, zu derartiger Entsolidarisierung, Spaltung der eignen Klasse und Benutzung der Solidarisierung mit der herrschenden Klasse gegen die beherrschte Klasse kommen können? Wie verkommen müssen Gewerkschaften sein, die mit höchstem Zynismus ihre Klientel »zwischen Skylla und Charybdis« auch noch freiheitlich entscheiden lassen wollen, wie es Anne Rieger treffend in diese Redewendung bringt? Wie lange können und wollen sich Gewerkschafter von ihren gewählten Vertretern in solche Wahl hineinverhandeln lassen, das noch als Erfolg erscheinen lassen, wo offensichtlich ist, wer der Verlierer in jedem Falle ist.

Der »gemeinsame« Ideenreichtum zwischen Kapital und Arbeit gegen die Interessen der sogenannten Arbeitnehmer scheint unerschöpflich. Die kriminellen Machenschaften des Kapitals, der Konzerne und ihrer willigen Vollstrecker können noch so skandalös und auf der Hand liegend sein, sie müssen nur: »Das kostet Arbeitsplätze« murmeln, und schon liegt die stolze Klasse demütigst im Staub, auf Empfehlung und Einsicht ihrer »Vertreter«. Der größte Betrugsskandal der Autolobby kann so gar noch zu einem außerordentlich profitablen Geschäft gemacht werden. Die »mächtigen Betriebsräte« sind vor allem Garantiemächte für das Kapital.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.10.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Skylla und Charybdis

    Die »modernen« Fragestellungen der Gewerkschaften an ihre Mitglieder verlangen Entscheidungen zwischen Skylla und Charybdis: Willst du weniger Geld oder wenig freie Zeit? – Man kann auch anders fragen...
    Anne Rieger