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Leserbrief zum Artikel Vorbereitungen der Rodungen für RWE: Aktivisten aus dem Wald gezerrt vom 18.09.2018:

Fabel vom Hambacher Forst

Die uralte Eiche spricht zur alten Buche: »Wir leben hier nun seit Jahrtausenden, haben Menschen und Tieren Schatten gespendet, ihnen reine Luft geschenkt, sie glücklich gemacht, Liebespärchen träumen lassen. Und nun wollen die Menschen uns töten, haben schon viele getötet.«
»Warum?«
»Damit sie viel Geld verdienen.«
»Aber sie haben doch selber ausgerechnet, dass es ein Verlustgeschäft werden wird. Und das Glück, das wir ihnen geschenkt haben, können sie für Geld doch sowieso nicht kaufen.«
»Deswegen kamen und kommen ja auch Menschen, ganz andere, unsere Freunde, um uns zu retten.«
»Die werden von den Geldgierigen vertrieben.«
Da mischt sich Natan, der weise Waldkauz, ins Gespräch ein: »Die Menschen haben Gesetze gemacht. Mit diesen Gesetzen rechtfertigen sie ihr Handeln. Es gibt aber etwas Höheres als deren Juristerei, deren Gerichte, deren Staatsanwälte. Dieses Höhere nennen die einen Natur, die anderen Gott. Dieses über allem Stehende wird die Menschen bestrafen, die euch und uns alle umbringen wollen. Die Strafe wird sein: Es wird kein Baum mehr rauschen. Die Sonne wird ihre Ernte verbrennen. Sie, ihre Kinder und ihre Enkel werden in schmutziger Luft ersticken und giftiges Wasser trinken.«
Das hört die Nachtigall: »Ich werde für Geld nicht singen, die Amsel, die Drossel, der Fink, der Star auch nicht.«
Da kommt ein Polizist, reißt ein junges Mädchen, das die Bäume geschützt hat, vom Baum. Die alte Eule, die auch dort wohnt: »Ihr werdet es bereuen, wenn es zu spät ist. Ihr seid kurzsichtig und dumm, nennt euch selbstherrlich die Krone der Schöpfung, die ihr zerstört.«
In der Ferne hört man eine große Menschenmenge, die Widerstand gegen das Verbrechen der Geldgierigen leistet. »Das macht uns Hoffnung«, sagen Natan, der Waldkauz, und die alte Eule. »Es werden immer mehr«, singt die Nachtigall. »Ganz weit hinten kommen Umweltschützer auch aus anderen Bundesländern«, zwitschert der Spatz. Nun geht ein Polizeitrupp mit Wasserwerfern auf sie los. »Ich würde den Umweltschützern gern helfen, aber mein Schnabel ist nicht so stark wie die Einsatzgeräte der Polizei«, sagt der Specht. Einer der wenigen überlebenden Schmetterlinge: »Vielleicht ist am Ende dein Schnabel doch stärker. Es schafft ja auch das zarte Gras, den menschengemachten Beton zu sprengen.«
Marieluise Schaper, Bremen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.09.2018.
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