Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Donnerstag, 28. März 2024, Nr. 75
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Österreichs Gewerkschaften: Ein Schoßhund namens ÖGB vom 01.09.2018:

Wie einst der DGB

Das Verhalten des ÖGB ähnelt demjenigen des DGB zu Planungszeiten der »Agenda 2010« in Deutschland: Alle »Reformen« werden letztendlich von den Gewerkschaftsoberen gegen die Stimmen der Gewerkschaftsbasis mitgetragen, wovon kleinere öffentliche Protestveranstaltungen lediglich medienwirksam ablenken sollen, um kurzfristige starke Mitgliederverluste zu verhindern. Dass die DGB-Gewerkschaften dafür in den Folgejahren – bis heute anhaltend – langfristige Mitgliederverluste hinnehmen mussten bzw. müssen, scheint dem ÖGB entgangen zu sein. Schuld an vermehrt niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen sind ursächlich nicht die Migranten, sondern eine abnehmende Tarifbindung der Unternehmen in Verbindung mit einem sinkenden bzw. branchenabhängig auch schon früher unzureichenden gewerkschaftlichen Organisationsgrad der Arbeitnehmer in den Betrieben. Auch diesbezüglich kann der ÖGB von Deutschland viel lernen – denn in Deutschland gilt heutzutage durchschnittlich nur noch für ca. jeden zweiten Arbeitnehmer ein Tarifvertrag, Mitte der 1990er Jahre galt dies noch für ca. drei von vier Arbeitnehmern. Was neben den im Rahmen der »Agenda 2010« erfolgten Kürzungen staatlicher Sozialleistungen nicht nur für Erwerbslose ebenfalls ursächlich mit dazu beigetragen hat, dass Deutschland schon seit Jahren den international »zweitbesten« Niedriglohnsektor hinter den USA und einen dadurch bedingten überhöhten Außenhandelsüberschuss hat, der für das wirtschaftlich-soziale Ungleichgewicht innerhalb der EU maßgeblich mit ursächlich ist. Eine Nachahmung des »Modells Deutschland« – wie von Frau Merkel und Co. für »finanzschwache« EU-Staaten stets angeordnet – bewirkt deshalb letztendlich nur eine weitere wirtschaftlich-soziale Negativspirale nach unten zu Lasten aller EU-Mitgliedsstaaten bzw. deren Bürgern. Statt dessen ist EU-weiter gewerkschaftlicher Widerstand gegen Frau Merkel und Co. gefragt, worüber sich der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) bis heute ausschweigt.
Elgin Fischbach