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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Sozialstaat: Kindheit in der Krise vom 23.08.2018:

Kinderarmut ist politisch gewollt

Solange Kindergeld, Unterhaltsvorschuss, Elterngeld und weitere kindesbezogene staatliche Sozialleistungen auf das laut aktuellen Berechnungen der unabhängigen Wohlfahrtsverbände real ohnehin nicht armutsfeste Arbeitslosengeld II angerechnet werden, wird sich die Kinderarmut auch bei Ausschöpfung aller heutigen Antragsmöglichkeiten bei einem Großteil der Betroffenen unterm Strich nicht verringern. Und durch die komplizierte Antragstellung sollen obendrein möglichst viele potentiell Betroffene von der Wahrnehmung ihrer Rechte abgehalten werden.
Beides ist politisch bewusst gewollt – denn Kinder aus der Unterschicht dürfen ja auf gar keinen Fall eine reale Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg haben, damit die Kinder der Mittel- und Oberschicht weiterhin »unter sich bleiben« können. Den Kindern der Mittel- und Oberschicht soll durch einen beständigen Sockel armer Kinder zudem vermittelt werden: Wer nicht quasi bedingungslos »spurt«, weiß schon jetzt, wo sie/er später womöglich »landen« wird.
Auf diese Weise werden schon die Jüngsten unserer Gesellschaft zur quasi bedingungslosen Anpassung an den neoliberalen Zeitgeist gezwungen, wenn sie nicht später am unteren Rand der Gesellschaft »stranden« wollen. Ein dringend notwendiger ökologisch-sozialer gesellschaftlicher Umbruch »von unten« hin zu mehr Solidarität und Nachhaltigkeit wird auf diese Weise von den politisch Verantwortlichen bewusst schon »im Keim erstickt«.
Elgin Fischbach