Leserbrief zum Artikel Indonesien: Rechtsruck in Jakarta
vom 14.08.2018:
Rettung durch Populismus
Prabowo Subianto war mal Schwiegersohn von Exdiktator Suharto, das stimmt. Die Ehe ist jedoch längst geschieden, und der Suharto-Clan steht nicht mehr geschlossen hinter Prabowo, sondern will nun mit der neu gegründeten »Berkarya«-Partei selbst auf Stimmenfang gehen. Mit Tommy Suharto, der wegen Anstiftung zum Mord an einem Richter eine kurze Gefängnisstrafe absitzen musste. Und mit »Titiek Suharto« (bürgerlich: Siti Hediati Hariyadi), der Exfrau von Prabowo, als Verantwortlicher für die Mitgliederrekrutierung. Das Sündenregister Prabowos ist lang. Länger, als es der Platz in einem Beitrag der jW darzustellen erlaubt. An der Kommunistenjagd von 1965/66 mit Hunderttausenden Toten war Prabowo allerdings nicht aktiv beteiligt. Er war damals gerade 14 Jahre alt. Die damalige Auslöschung der Linken zeigt ihre Auswirkungen bis heute: Es gibt sie nicht mehr. Mehr als eine Generation wuchs seit 1965 heran, die mit der Ideologie der Diktatur Suhartos gehirngewaschen wurde. Bis auch diese Doktrin sich mit der Asien-Krise und dem Sturz des Diktators 1998 in Nichts auflöste. Befördert von globalen Trends und Einflüssen, erfahren Religion, ethnische Zugehörigkeit und ein fremdenfeindlicher Nationalismus neuen Zulauf. Populismus in all seinen Varianten fällt auf fruchtbaren Boden. Es ist in der Tat traurig, dass sich Präsident Joko Widodo nur dadurch retten zu können glaubt, indem er den Populisten entgegenkommt, anstatt ihnen die Stirn zu bieten. Aber diesen Reflex kennen wir ja auch aus Deutschland. Bayern, Sachsen, Indonesien – die Unterschiede sind geringer als wir es wahr haben wollen.