Leserbrief zum Artikel Sozialstaat: Wieviel darf ein Kind kosten?
vom 11.08.2018:
Forderung der Aufklärung
Tagelang war Kindergeld für Ausländer das Stimmungsthema. Ein Onlineportal stellt die Frage, ob weniger gezahlt werden solle. Das Ergebnis der Befragung dürfte längst im Vorfeld der Stimmungsmache geklärt sein. Sind es alles Betrüger? Arbeiten die Menschen nicht hier, zahlen sie keine Steuern, werden sie nicht mit Hungerlöhnen abgespeist, und hausen sie nicht zu Höchstmieten oft in Kellerlöchern? Wer nennt die Beispiele?
Warum wurde eigentlich noch nicht gefragt, ob man alle Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen lassen soll? Die Wertegesellschaft und der Staat der Menschenrechte möchten vielleicht noch nicht ganz so brutalst nackt vor der Welt dastehen. Was ist in historisch kürzester Zeit an Wertewandel in diesem Lande eingetreten und warum?
Allein 1.500 ertrunkene Flüchtlinge im ersten Halbjahr vermelden die UN, und keinen stört es, das Land diskutiert erregt über das Kindergeld für Ausländer. Die Kanzlerin handelt, schachert und feilscht mit Staaten um Menschen und Menschenrechte, darum, dass Flüchtlinge ferngehalten, von anderen aufgenommen und wieder zurückgeführt werden. Wer hätte sich solches vor wenigen Jahren vorstellen können? Wer um wahre Werte dieser Gesellschaft weiß, der konnte es und wurde verlacht oder wütend beschimpft. Wo sind die Stimmen heute?
Das ist nicht einmal das Schlimmste. Die Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit so vieler, das gedanken- und bedenkenlose Nachplappern dessen, was erwünscht ist, was alle sozialen Probleme der Deutschen auf die Ausländer und Flüchtlinge projeziert. Wie weit entfernt sind so viele noch heute von der Forderung der Aufklärung, sich seines eignen Verstandes einmal zu bedienen, auch ohne Leitung und Vorgabe anderer, von Bild und Co. Wie viel weiter sind so viele aus der Unmündigkeit gelangt, die Kant vor mehr als 200 Jahren beschrieb? Wer und was in der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ist den Menschen dabei behilflich, die Unmündigkeit abzulegen? Für die selbsternannte Wertegesellschaft sollten das höchst aktuelle Fragen sein. Warum nicht?
Warum wurde eigentlich noch nicht gefragt, ob man alle Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen lassen soll? Die Wertegesellschaft und der Staat der Menschenrechte möchten vielleicht noch nicht ganz so brutalst nackt vor der Welt dastehen. Was ist in historisch kürzester Zeit an Wertewandel in diesem Lande eingetreten und warum?
Allein 1.500 ertrunkene Flüchtlinge im ersten Halbjahr vermelden die UN, und keinen stört es, das Land diskutiert erregt über das Kindergeld für Ausländer. Die Kanzlerin handelt, schachert und feilscht mit Staaten um Menschen und Menschenrechte, darum, dass Flüchtlinge ferngehalten, von anderen aufgenommen und wieder zurückgeführt werden. Wer hätte sich solches vor wenigen Jahren vorstellen können? Wer um wahre Werte dieser Gesellschaft weiß, der konnte es und wurde verlacht oder wütend beschimpft. Wo sind die Stimmen heute?
Das ist nicht einmal das Schlimmste. Die Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit so vieler, das gedanken- und bedenkenlose Nachplappern dessen, was erwünscht ist, was alle sozialen Probleme der Deutschen auf die Ausländer und Flüchtlinge projeziert. Wie weit entfernt sind so viele noch heute von der Forderung der Aufklärung, sich seines eignen Verstandes einmal zu bedienen, auch ohne Leitung und Vorgabe anderer, von Bild und Co. Wie viel weiter sind so viele aus der Unmündigkeit gelangt, die Kant vor mehr als 200 Jahren beschrieb? Wer und was in der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ist den Menschen dabei behilflich, die Unmündigkeit abzulegen? Für die selbsternannte Wertegesellschaft sollten das höchst aktuelle Fragen sein. Warum nicht?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.08.2018.